10 Jahre bvik – Ein Interview mit den Gründervätern Michael Stocker und Andreas Pfeilschifter

Michael Stocker und Andreas Pfeilschifter über die Idee der Gründung, die Ziele und die Entwicklung des Verbandes.

1. Hallo Michael, Hallo Andreas. Ihr seid die Gründungsväter des Bundesverband Industrie Kommunikation e.V. Wie entstand die Idee zur Gründung des bvik?

Andreas Pfeilschifter: Die Idee entstand durch unsere sehr vielseitigen Kontakte zu den Marktpartnern über unser damaliges Medium INDUKOM. Seit der Gründung 2004 hatten wir die Marke sehr stark ausgebaut und das Printmedium mit sehr vielen weiteren Angeboten wie beispielsweise dem Triple A Award und dem INDUKOM Forum Industrie Kommunikation ergänzt. Uns wurde klar, dass wir mit 6 Magazin-Ausgaben im Jahr, einer einzigen großen Veranstaltung und begrenzten Investitionsmöglichkeiten die Vielzahl der an uns herangetragenen Wünsche so schnell nicht bedienen können. Um das zu realisieren, brauchte es eine breitere Basis und eine noch stärkere Gemeinschaft. Und so kam Michael auf die Idee, diese Gemeinschaft in Form eines Verbandes auf die Beine zu stellen.

Michael Stocker: Wir glaubten schon damals daran, dass die Interessen der an der Industrie-Kommunikation beteiligten Unternehmen und Menschen viel stärker vertreten werden sollten und dass die Zusammenarbeit zwischen den Industrie-Unternehmen und den Kommunikationsdienstleistern weiter gefördert und verbessert werden musste. Und das schnell, stetiger und nachhaltiger. Auch in unserem eigenen Interesse.

2. Wie lief die Verbandsgründung ab? Gab es Bedenken, Kontroversen oder Hürden, die erst überwunden werden mussten?

Pfeilschifter: Drama, Baby, Drama!

Stocker: Naja – es brauchte schon zwei Anläufe (lacht). Bei der ersten Gründungsversammlung im Dezember 2009 kamen 53 Leute, von denen sich nicht alle mit der schon im voraus versandten Satzung vertraut gemacht hatten.

Pfeilschifter: Ich kann mich noch gut erinnern. Die Diskussionen, die da entstanden, ließen mich an dem Vorhaben ernsthaft zweifeln. Es war ein typisch deutsches Gefiesel und es ging natürlich auch ums Geld. Nur gut, dass Michael die Contenance als Versammlungsleiter bewahrt hat.

Stocker: Das eigentliche Problem war, dass wir dann die Gründungssatzung, die ja von den Gründern unterschrieben werden musste, on the fly in der Versammlung geändert hatten. Dabei kam es dann zu einer Unstimmigkeit in der Definition der Verbandsorgane, was das Amtsgericht Augsburg veranlasste, die Eintragung abzulehnen. Im zweiten Anlauf am 15. April 2010 lief dann alles glatt – die Satzung war anwaltlich geprüft, den Gründern im Vorfeld nochmals zur Verfügung gestellt, alles einstimmig abgesegnet – und schwupp – der Verband war gegründet.

3. Was waren die Hintergründe und Motive, einen Bundesverband zu gründen, der sowohl Marketingverantwortliche der Industrie als auch Kommunikationsdienstleister unter einem Dach vereint?

Pfeilschifter: Die DNA hat der Verband ja von INDUKOM – Industrie und Kommunikation im Dialog. Da lag es natürlich nahe, die gewünschte Markterweiterung auch für genau diese Zielgruppe zu schaffen.

Stocker: Was mir bei der Analyse im Vorfeld auffiel war, dass es zwar für jedes Gewerk in der Kommunikation, wie Messe, Publishing, Event, etc. einen Verband gab, aber keinen, der alle Gewerke vereinigt. Außerdem waren dort auch meist nur die Dienstleister organisiert. Und wir wollten ja beide Seiten zusammenbringen. Sehr wichtig war mir auch, den INDU-Marketers in dem neuen Verband eine Heimat zu geben, denn in den eher technisch geprägten Verbandsumfeldern der Industrie kümmert man sich nur rudimentär um Marketing und Kommunikation.

Pfeilschifter: Wir hatten in der Zeit oft hören müssen, dass das B2B-Marketing und die Kommunikation nicht auf dem Qualitätslevel stünden, wie das der B2C-Kollegen. In weiten Teilen stimmte dies damals und deshalb hat der Verband sich ja auch die Zielsetzung gegeben, „die Marketing- und Kommunikationsverantwortlichen in ihrem Denken und Handeln zu fördern, zu verbessern und zu professionalisieren. Und zwar auf beiden Seiten – bei der Industrie und bei den Kommunikationsdienstleistern. Zum Vorteil aller.“

Stocker: Ein Verband, ein Ziel, zwei Sichtweisen – so lautet ja auch der Claim des Verbands.              

4. Welche Ziele und Visionen hattet ihr damals für den bvik?

Pfeilschifter: Wie ich vorhin schon angedeutet hatte, gab es im Markt noch deutliches Verbesserungspotential für das B2B-Marketing und die Kommunikation. Mit der Gründung des Verbands sollten daher insbesondere die Nachholbedürftigen erreicht und angesprochen werden. Bei INDUKOM hatten wir oft die Leuchttürme der Branche – der Verband sollte alle erreichen, Hemmschwellen abbauen, Mut machen und damit für alle Willigen erste Anlaufadresse für den Austausch sein.

Stocker: Wenn ich mir die Satzung heute nochmals durchlese, dann könnte der Verband nun seine Arbeit einstellen, weil die dort formulierten Ziele erreicht wurden. Spaß beiseite: Die Gründung brachte einen ganzen Korb voller neuer Wünsche mit sich. Im operativen Bereich: Mehr kleinere Veranstaltungen zu verschiedenen Themen, gerne auch im Norden und nicht immer im Süden, zielorientierte und ständige Arbeitskreise, Roundtables, Studien zu bestimmten Feldern des Marketings, Weblogs, Foren und und und. Das gibt es inzwischen alles und noch mehr. Dennoch haben wir im strategischen Bereich noch viel Arbeit vor uns. Ich meine hier insbesondere die Motivation der Nachholbedürftigen – die anzuzünden bleibt schwierig.

5. Was sind nach eurer Meinung die drei wichtigsten Argumente für eine Mitgliedschaft im bvik?

Pfeilschifter: Die Herausforderungen an die Marketers, aber auch an die Dienstleister sind in den letzten Jahren ja nicht kleiner geworden. Ganz im Gegenteil. Ich will hier nur die Stichworte Digitalisierung und Internationalisierung in den Raum stellen. Dazu kommt eine ungemeine Dynamik, die in den Märkten herrscht. Das führt zwangsläufig zu einer gewissen Unsicherheit. Was gibt es also besseres, sich Rat und Unterstützung bei Gleichgesinnten zu holen. Dazu ist der Verband da.

Stocker: Das sind doch schon die drei Gründe. Ganz ehrlich? Eine Mitgliedschaft muss jeder mit sich selbst ausmachen. Will ich, dass meine Truppe und auch ich selbst besser werden? Wie kann ich durch professionelles Marketing mein Unternehmen weiterbringen und damit selbst für mein Unternehmen wichtiger werden? Kann ich bei den treibenden Themen mitreden und dadurch meine Zukunft absichern? Solche Fragen kann man sich stellen – und sie lösen oder im Sessel sitzen bleiben.

Vielen Dank für das nette Gespräch.

Das Interview führte Tanja Auernhamer, Leitung der bvik Geschäftsstelle

Zu den Personen:

Michael Stocker
Nach dem Wirtschaftsabitur, Studium zum Diplom-Betriebswirt (FH) an der ESB Business School Reutlingen mit jeweils halbjährigen Aufenthalten in USA und Frankreich. Seit 1990 bei verschiedenen Agenturen (Serviceplan, Saatchi & Saatchi, HM1/BBDO, Scherer Team/McCann MRM, klink, liedig werbeagentur) vom Junior Kontakter bis zum Geschäftsführer Beratung tätig und betreute in dieser Zeit schwerpunktmäßig BtoB-Etats von großen DAX-Unternehmen bis zu mittelständischen Industrie-Unternehmen. Von 2007 bis 2012 war er als Gesellschafter und Geschäftsführer bei INDUKOM und Inverve tätig. Von Oktober 2012 bis Oktober 2014 war er mit der Marken- und Kommunikationsberatung Brand|Ad|Bureau und als Berater von marconomy selbständig. Anschließend war er in den Startups SmApp GmbH und induux international gmbh in der Geschäftsleitung für Marke, Marketing und Vertrieb zuständig. Aktuell agiert er wieder selbständig mit seiner Marken- und Kommunikationsberatung Brand|Ad|Bureau.

Michael Stocker ist Gründungsmitglied des bvik, war von der Gründung bis Mai 2012 Vorstandsvorsitzender des Verbandes und ist seit dem 7. Mai 2015 Ehrenmitglied des bvik.

Andreas Pfeilschifter
Andreas Pfeilschifter begann seine berufliche Karriere 1990 beim verlag moderne industrie, einem Tochter-Unternehmen der Verlagsgruppe der Süddeutschen Zeitung. Nach einer kurzen Zwischenstation innerhalb der Gruppe bei „Werben & Verkaufen“, übernahm er schließlich 2001 die Verlagsleitung bei moderne industrie. 2004 bis 2012 war er selbstständiger Verleger und Herausgeber des Fachmagazins INDUKOM und Inverve, einer Internetplattform rund um Kommunikation und Marketing im Business to Business. Sein verlegerisches Know-how und seine Branchenkontakte brachte er über einen Zeitraum von fast vier Jahren als Herausgeber von marconomy ein, einem Online-Portal zum Thema Marketing und Kommunikation. Als Geschäftsführer der hs-digital GmbH verantwortete er Projekte im Bereich der Digitalen Transformation im Mittelstand. Aktuell ist er als Principal Consultant Digital Business bei Valtech Deutschland tätig.

Andreas Pfeilschifter ist Gründungsmitglied und seit dem 7. Mai 2015 Ehrenmitglied des bvik.