bvik-Glossarbeitrag

Wasserfallmodell

Was ist das Wasserfallmodell?

Das Wasserfallmodell ist ein lineares Planungsmodell aus dem traditionellen Projektmanagement. Ein Projekt wird dabei in mehrere Phasen unterteilt, die sequentiell und ohne Rückschritte aufeinander folgen. Der Endpunkt eines Abschnitts dient somit immer als Anstoß für den nächsten. Ursprünglich kommt die Idee aus der Software-Entwicklung, sodass es auch heutzutage vornehmlich noch in der Informations- und Kommunikationstechnik eingesetzt wird.

 

Seinen Namen verdankt es dabei schlicht der grafischen Darstellung seiner einzelnen Stufen als abfallende Treppe, die an einen Wasserfall (Kaskaden) erinnert.

Wer hats erfunden? Auch wenn er den Begriff in seinem Werk nicht einmal verwendet, fällt doch immer wieder W.W. Royces Name in einem Atemzug mit der Entwicklung des Modells. In Managing the Development of Large Software Systems, Proceedings of IEEE Wesson (August 1970) stellt er die einzelnen Stufen der Software-Entwicklung – und damit das Wasserfallmodell – erstmals bildlich dar. Seitdem wurde seine Skizze mehrfach aufgegriffen und als eigenständiges Projektplanungsmodell definiert.

Die Phasen des Wasserfallmodells

Obwohl Royce in seiner Publikation 1970 sieben Phasen skizziert, findet man das Wasserfallmodell in der Praxis in ganz unterschiedlichen Variationen. Die Anzahl der Schritte ist dabei natürlich abhängig von Umfang und Anforderungen des Projekts. Am verbreitetsten sind allerdings fünf- bis siebengeteilte Planungsmodelle.

Grundsätzlich bieten sich folgende Phasen für die sequentielle Planung an:

Das Wasserfallmodell verdankt seinen Namen seiner grafischen Darstellung als Kaskade: Eine Phase wird dabei unterhalb der nächsten dargestellt.

 

  1. Konzeption und Analyse: Zur besseren Planbarkeit werden alle Anforderungen an das Projekt oder Produkt gesammelt und definiert.
  2. Entwurf: Anschließend wird ein konkretes und sehr detailliert ausformuliertes Projektmodell entworfen.
  3. Realisierung: Die aus der Konzeption hervorgegangen Anforderungen werden – wie im Entwurf festgelegt – verwirklicht. Neue Entwürfe oder Anforderungen werden in diesem Schritt nicht mehr vorgenommen.
  4. Test: Das fertige Produkt / Resultat wird geprüft. Sollten sich hier Fehler in der Umsetzung finden, folgt der Rückschritt zum Entwurf, wo diese behoben werden.
  5. Einführung: Ist der Test problemlos verlaufen, wird das Projektergebnis veröffentlicht. 

Charakteristisch für das Wasserfallmodell:

Für jede Phase existieren eigene spezifische Vorgaben, die es zu erfüllen gilt. Erst wenn diese abgeschlossen sind, wird die Arbeit an der nächsten Phase begonnen, wobei die vorherigen Ergebnisse im neuen Schritt immer mit einbezogen werden.

Vor- und Nachteile

Der sicherlich größte Vorteil des Wasserfallmodells ist seine klare Struktur und Konzeption. Durch die detaillierte Analyse, die zu Beginn vorgenommen wird, und dem daraus resultierenden Entwurf, werden eventuelle Probleme bereits vor Projektbeginn erkannt. Die Entwicklung von Lösungswegen kann so direkt in die Projektplanung integriert werden.

Gleichzeitig ist genau diese Struktur leider auch seine Achilles-Ferse. Da eventuelle Fehler meist erst in der Testphase nach Abschluss der Realisierung erkannt werden, sind Änderungen nur schwerlich oder nur mit viel Aufwand möglich. Sollte der Fehler bereits vorher auftauchen, lässt die inflexible Abfolge der Phasen selten Möglichkeiten zur Korrektur zu. Meist bleibt dann nur der Weg zurück zur Entwurfsphase, um mit der Realisierung von vorn zu beginnen – ein kostspieliges und aufwendiges Vorgehen.

Diesen Nachteil zeigte übrigens bereits Royce in seiner Publikation auf und schlug aufgrund dessen eine optimierte Variante vor: In dem erweiterten Wasserfallmodell werden deshalb Rückschritte integriert, um Fehler durch Feedback bereits frühzeitig entgegen zu wirken.
Vor allem in der Realisierungsphase (III) zeigen sich oft Fehler, die in der Entwurfsphase (II) nicht erkannt wurden – ein Pendeln zwischen den beiden Phasen ermöglicht so frühzeitig die Korrektur und Verbesserung des Projekts.

Das Wasserfallmodell im B2B-Marketing

Im Marketing allgemein, sowie im B2B-Marketing, wird das Wasserfallmodell selten angewandt. Dies ist vornehmlich der kontinuierlichen Optimierung, die im Marketing ein Muss ist, geschuldet. In den meisten Kampagnen werden Ziel-Definitionen und Inhalte mittel- oder langfristig angepasst und ändern somit auch permanent die Projektanforderungen. Gründe hierfür sind z. B. neu definierte KPI, verändertes Kundenverhalten, neue Design-Entwürfe oder Kreativkonzepte. Hinzu kommen langfristige Kampagnenlaufzeiten, die eine genaue Prognose der einzelnen Phasen erschweren. Aufgrund dessen wird im Marketing vornehmlich mit agilen Modellen gearbeitet.

Alternative Projektplanung im Marketing

Um den Nachteilen des Wasserfallmodells entgegenzuwirken, präferieren Unternehmen heutzutage flexiblere und fehlerverzeihende Vorgehensmodelle. Dies wird ermöglicht durch regelmäßige Tests innerhalb der Umsetzung und die parallele Bearbeitung der einzelnen Phasen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das V-Modell. Noch beliebter sind komplett agile Vorgehensmodelle. Am bekanntesten ist hier Scrum.