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Gamification – Nachhaltige Befähigung im B2B-Bereich

Gaming-Konzepte halten auch im beruflichen Kontext zunehmend Einzug in Form von spielerischen Werbekonzepten oder gamifizierten Onboarding- und Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeitende. Hierbei sind Spiel-Inhalte traditioneller Informationsvermittlung häufig überlegen.

So zeigen verschiedene Studien, dass Engagement, Produktivität und Wissen von Mitarbeitenden durch den Einsatz von Gamification-Mechanismen deutlich gesteigert werden können. Doch welche Gamification-Maßnahmen gibt es und wie können diese von B2B-Unternehmen sinnvoll eingesetzt werden, um eine nachhaltige Motivation und Befähigung von Mitarbeitenden zu erzielen? Wir stellen die wichtigsten Gamification-Mechanismen vor und zeigen auf, warum sie funktionieren, wie sie in der Praxis konkret eingesetzt werden können und weshalb sie eine Antwort auf veränderte Anforderungen an Wissensvermittlung im Unternehmenskontext sind.

 

 

Herausforderungen in der Befähigung von Mitarbeitenden

Bei der Befähigung von Mitarbeitenden gilt es heute, in Hinblick auf die Aufbereitung von Lerninhalten einige Hürden zu überwinden. Nicht erst seit Beginn der Pandemie arbeiten Teams zunehmend von unterschiedlichen Standorten aus zusammen. Remote work und hybride Arbeitsmodelle machen es zunehmend schwieriger, Mitarbeitende für Trainings oder Schulungen an einem Ort zu versammeln. Eine geringer werdende Aufmerksamkeitsspanne bei gleichzeitig stark ausgelasteten Mitarbeitenden erfordern eine strukturelle Umgestaltung von Trainings, um diese für Mitarbeitende wertvoll und attraktiv erscheinen zu lassen.

Gleichzeitig veralten Trainingsinhalte mit höherer Geschwindigkeit, was kostspielige Updates immer häufiger notwendig macht. Nicht zuletzt nutzen gängige Weiterbildungsmaßnahmen wie E-Learnings oder Inhalte im Intranet selten wissenschaftlich belegte Mechanismen zur erfolgreichen Wissensvermittlung wie die Verknüpfung mit Emotionen, die Aktivierung von Vorwissen, die regelmäßige Wiederholung oder die Erzeugung intrinsischer Motivation. Gamification-Konzepte können an diesen Problempunkten ansetzen, um die Befähigung von Mitarbeitenden effektiver, nachhaltiger und angenehmer zu gestalten.

Was ist Gamification?

Unter Gamification versteht man die Übertragung von spieltypischen Elementen und Vorgängen in spielfremde Zusammenhänge mit dem Ziel der Verhaltensänderung und Motivationssteigerung bei Anwender:innen. Sowohl im realen Alltag als auch in der virtuellen Welt kommen auf diese Weise zunehmend Elemente zum Einsatz, die der Spielewelt entlehnt sind. Von einfachen Anwendungsfällen wie Abfalleimern an Bahnhöfen, welche in Form von Basketballkörben zur korrekten Müllentsorgung anregen bis hin zu ausgefeilten virtuellen Trainingssystemen für Mitarbeitende großer Automobilhersteller – der Gamification-Markt wächst stetig und erschließt immer neue Anwendungsgebiete.

Die gängigsten Gamification-Mechanismen zur Befähigung von Mitarbeitenden

Umfassende Gamification-Systeme sind in der Regel aus einzelnen Gamification-Elementen aufgebaut, welche sowohl in Spielen, als auch in gamifizierten Systemen in verschiedenen Varianten und Ausgestaltungen zum Einsatz kommen. Zu den gängigsten Gamification-Elementen zählen:

Quests

Quests sind Herausforderungen, die aufeinander aufbauen und kurz-, mittel- und langfristige Ziele bieten. Dabei werden Wissensbausteine nacheinander vermittelt und jeweils relevante Aspekte fokussiert. Quests können als Solo- oder Team-Herausforderungen gestaltet und in eine Spielgeschichte eingebettet werden, deren Ziele Hand in Hand mit den realen Zielsetzungen der gamifizierten Anwendung gehen.

Epic Meaning

Um Mitarbeitende zu motivieren, sich mit Weiterbildungsinhalten zu beschäftigen, ist es besonders wichtig, das übergeordnete Ziel zu verdeutlichen. Hierbei sollte im Fokus stehen, was alle Mitarbeitenden des Unternehmens gemeinsam erreichen wollen und wofür das Unternehmen langfristig nach innen und außen stehen will. Gamification-Elemente können helfen, diesen Beitrag zum großen Ganzen auch bei kleinen Schritten sichtbar zu machen und damit eine enorme Steigerung der Motivation hervorzurufen.

Status und Power-Ups

Sichtbare Anerkennung für eigene Erfolge zu erhalten stellt für Menschen generell eine bedeutsame Motivationsquelle dar. Während einige sich bevorzugt mit Mitstreitern messen, versuchen andere, ihre eigenen vergangenen Leistungen zu übertreffen. Den aktuellen Status mittels Punkten, Levels oder Fortschrittsbalken sichtbar zu machen schafft daher einen zusätzlichen Anreiz für Mitarbeitende, sich zu engagieren. Entscheidend ist hierbei, stets die Unternehmenskultur im Auge zu behalten: nicht in allen Unternehmen sind stark vergleichende Mechanismen erwünscht. Eine Statusanzeige kann daher in verschiedenen Abstufungen genutzt werden, die nicht zwingend einen Vergleich einzelner Nutzer:innen zulassen.

Communitiy und Competition

Kollaboration erhöht Studien zufolge den Lerneffekt und fördert die gemeinsame Arbeit am Gesamtziel. Kollaborative Elemente können beispielsweise gemeinsam absolvierte Herausforderungen sein, die die Zusammenarbeit mehrerer Teammitglieder erfordern. In Kombination mit einigen zusätzlichen Wettbewerbselementen entsteht ein Gamification-Konzept, das eine Vielzahl an Spielertypen anspricht und motiviert.

Geheime Identität

In die Rolle einer fiktiven Spielfigur zu schlüpfen bietet auch in gamifizierten Systemen im Unternehmenskontext zwei entscheidende Vorteile. Zum einen erleichtert die Spielidentität das Eintauchen in die gamifizierte Welt und fördert damit die Bereitschaft, sich auf die spielerischen Elemente einzulassen. Zum anderen treten durch die Nutzung des fiktiven Charakters Aspekte wie Unternehmenshierarchie oder Abteilung in den Hintergrund. Insbesondere in heterogenen Gruppen von Nutzer:innen oder in (Unternehmens-)kulturen, in denen Hierarchie eine prominente Rolle spielt, kann dies helfen, Hemmschwellen abzubauen  und die Zusammenarbeit zugunsten des übergeordneten Ziels fördern.

Vorteile von Gamification

Der wachsende Erfolg gamifizierter Systeme liegt unter anderem darin begründet, dass diese zahlreiche der aktuellen Herausforderungen im Bereich Befähigung von Mitarbeitenden erfolgreich adressieren. So bietet Gamification beispielsweise sogenannte „Micro-Learning-Elemente“ – kleine Wissenshäppchen, die dazu geeignet sind, zeitlich und örtlich flexibel und auf verschiedenen Devices konsumiert zu werden. Diese Form der Wissensvermittlung trägt nicht nur dem Remote-Work-Trend Rechnung, sondern passt sich individuell an Anforderungen, Zeitpläne und Arbeitsumfeld der Mitarbeitenden an. Darüber hinaus binden gamifizierte Elemente häufig das hohe Maß an Aufmerksamkeit der Nutzer:innen, welches zur erfolgreichen Wissensvermittlung notwendig ist, während E-Learning-Videos und Webinare häufig nach wenigen Minuten von anderen Tätigkeiten in den Hintergrund gedrängt werden.

Zahlreiche Studien belegen, dass gamifizierte Trainings das Engagement der Mitarbeitenden sowie deren Produktivität um mehr als die Hälfte steigern können.

Mitarbeitende, die ein gamifiziertes Onboarding durchlaufen hatten, erzielten darüber hinaus nach dem Onboarding-Prozess durchschnittlich eine deutlich höhere Punktzahl in einem Test zur Bewertung ihrer Fähigkeiten. Bis zu 95% der Angestellten geben an, gerne spielerische Elemente in ihrer Arbeit zu verwenden, sich dadurch zu fleißigerer Arbeit motiviert zu fühlen und sich mehr spielerische Elemente in ihrer Schulungssoftware zu wünschen.

Umsetzung von Gamification-Maßnahmen

Um gamifizierte Mechanismen erfolgreich im Unternehmen implementieren zu können, ist eine strukturierte Vorgehensweise sinnvoll.

In einem ersten Schritt sollte zunächst definiert werden, in welchem Bereich Gamification-Elemente eingesetzt werden sollen und welches Ziel damit verfolgt wird. Nur auf diese Weise ist es möglich, die passenden Gamification-Elemente auszusuchen und einzusetzen, das übergeordnete Ziel klar zu kommunizieren und den Erfolg der Maßnahme zu messen. Im Anschluss sollte das passende gamifizierte Konzept ausgearbeitet werden, das nicht einfach bestehenden Prozessen hinzugefügt werden sollte, sondern diese idealerweise sinnvoll ergänzt, ersetzt oder erleichtert. Schließlich sollte der Erfolg der Maßnahmen systematisch nachverfolgt werden, um nachzuvollziehen, ob und in welchem Umfang die gamifizierten Elemente die gewünschte Wirkung erzielen und wo gegebenenfalls noch justiert werden soll.

Hierbei kann es helfen, ein Gamification-System zunächst im Rahmen eines Pilotprojekts für eine begrenzte Anzahl an Nutzer:innen einzuführen. In diesem Rahmen können einzelne Elemente verhältnismäßig mühelos angepasst werden, bis die passende Kombination an spielerischen Elementen für die gewünschte Zielsetzung und Nutzergruppe gefunden ist. In einem nächsten Schritt kann das gamifizierte System dann breiter ausgerollt werden, beispielsweise über eine gesamte Abteilung oder einen Standort oder sogar im gesamten Unternehmen.

 


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bvik-Veranstaltung in Form eines Webinars am 09.11.2021:
Nachhaltiges Lernen für Mitarbeitende im B2B-Bereich

Mit gamifizierten Maßnahmen lassen sich Mitarbeitende trainieren, motivieren, aktivieren und in ihrer Leistung optimieren.

 

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