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Corporate Influencer

In der heutigen digitalen Welt sind Corporate Influencer ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskommunikation geworden. Diese Mitarbeitenden oder Partner eines Unternehmens nutzen ihre persönlichen Social-Media-Kanäle, um für ihre Marke zu werben, authentische Einblicke zu geben und eine breitere Zielgruppe zu erreichen. Doch mit der steigenden Beliebtheit von Corporate Influencern kommen auch rechtliche Fragen auf.

Im Folgenden werden einige häufig gestellte Fragen zu den rechtlichen Aspekten von Corporate Influencern beantwortet.

Was sind Corporate Influencer?

Corporate Influencer sind Personen, die in sozialen Netzwerken für ihr Unternehmen oder ihre Marke werben. Sie können Mitarbeitende, Geschäftsführer oder sogar externe Partner sein. Ihr Ziel ist es, durch persönliche und authentische Inhalte Vertrauen und Interesse bei der Zielgruppe zu wecken. Corporate Influencer unterscheiden sich von traditionellen Werbebotschaftern dadurch, dass sie meist nicht nur einmalig, sondern kontinuierlich über längere Zeiträume hinweg Inhalte teilen und damit eine engere Beziehung zu ihrer Community aufbauen.

Ihre Glaubwürdigkeit und Authentizität sind dabei entscheidend, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Was sollten Unternehmen bei der Nutzung von Corporate Influencern beachten?

Unternehmen sollten klare vertragliche Regelungen treffen, die die Pflichten und Verantwortlichkeiten der Corporate Influencer festlegen. Dazu gehören unter anderem:

  • Klare Vorgaben zur Kennzeichnungspflicht von Werbung: Es muss eindeutig festgelegt werden, wie und wann Beiträge als Werbung zu kennzeichnen sind.
  • Regeln zur Nutzung von urheberrechtlich geschütztem Material: Influencer dürfen nur Inhalte verwenden, für die sie die entsprechenden Rechte besitzen.
  • Datenschutzrichtlinien: Besondere Vorsicht ist bei der Nutzung von personenbezogenen Daten geboten. Hier müssen die gesetzlichen Bestimmungen, insbesondere die DSGVO, eingehalten werden.
  • Verhaltensrichtlinien: Diese sollen sicherstellen, dass das Unternehmensimage gewahrt bleibt und keine Inhalte veröffentlicht werden, die dem Ruf des Unternehmens schaden könnten.
  • Transparenzpflichten: Influencer sollten transparent über ihre Beziehung zum Unternehmen berichten, um Vertrauen bei den Followern zu schaffen und Missverständnisse zu vermeiden.

Corporate Influencer & rechtliche Herausforderungen bei deren Einsatz

Müssen Corporate Influencer ihre Beiträge als Werbung kennzeichnen?

Ja, in Deutschland und vielen anderen Ländern besteht die Pflicht, Werbung klar zu kennzeichnen. Dies gilt auch für Corporate Influencer. Werden Produkte oder Dienstleistungen des eigenen Unternehmens beworben, muss dies eindeutig als Werbung erkennbar sein, um Verbraucher nicht in die Irre zu führen.

Typische Kennzeichnungen sind “Werbung”, “Anzeige” oder “#ad”. Wichtig ist, dass diese Kennzeichnung sofort erkennbar ist und nicht erst durch Scrollen oder Klicken sichtbar wird. Auch Begriffe wie “#sponsored” oder “#partnered” sind gebräuchlich, sollten aber klar und verständlich sein.

Welche rechtlichen Risiken bestehen für Unternehmen?

Unternehmen können haftbar gemacht werden, wenn ihre Corporate Influencer gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen. Dies umfasst unter anderem Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht, das Urheberrecht oder den Datenschutz. Eine Verletzung der Kennzeichnungspflicht kann beispielsweise als unlautere Werbung eingestuft werden und zu Abmahnungen oder Bußgeldern führen. Daher ist es wichtig, klare Richtlinien und Schulungen für Corporate Influencer bereitzustellen. Zusätzlich kann eine mangelnde Einhaltung der rechtlichen Vorgaben Schadensersatzforderungen nach sich ziehen, was nicht nur finanzielle Konsequenzen hat, sondern auch den Ruf des Unternehmens schädigen kann. Es ist ebenfalls möglich, dass das Unternehmen in die Verantwortung gezogen wird, wenn Influencer falsche oder irreführende Angaben machen, die die Verbraucher täuschen.

Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Corporate Influencer rechtlich auf der sicheren Seite sind?

Schulungen und regelmäßige Updates zu rechtlichen Rahmenbedingungen sind unerlässlich. Unternehmen sollten ihre Corporate Influencer über aktuelle gesetzliche Vorgaben informieren und ihnen Best Practices an die Hand geben. Zudem sollten Influencer immer die Zustimmung des Unternehmens einholen, bevor sie Inhalte veröffentlichen, die das Unternehmen betreffen. Eine enge Zusammenarbeit mit der Rechtsabteilung kann dabei helfen, potenzielle Rechtsverstöße frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Darüber hinaus können Unternehmen Schulungsmaterialien und Workshops anbieten, um Influencern die wichtigsten rechtlichen Grundlagen zu vermitteln.

Welche Rolle spielt das Urheberrecht?

Das Urheberrecht spielt eine zentrale Rolle. Corporate Influencer müssen sicherstellen, dass sie nur solche Inhalte verwenden, für die sie die entsprechenden Rechte besitzen. Dies betrifft sowohl Texte, Bilder, Musik als auch Videos. Verletzungen des Urheberrechts können zu erheblichen rechtlichen Konsequenzen führen, einschließlich Schadensersatzforderungen. Daher sollten Influencer nur lizenzierte oder selbst erstellte Inhalte verwenden und die jeweiligen Nutzungsbedingungen genau prüfen. Eine rechtliche Absicherung durch Verträge mit Urhebern oder Lizenzgebern kann hier hilfreich sein. Zudem sollten Influencer darauf achten, dass auch die Verwendung von Zitaten, Screenshots oder fremden Inhalten den urheberrechtlichen Bestimmungen entspricht. Im Idealfall halten Unternehmen attraktive Content-Pools bereit, aus welchen sich Mitrabeitende ohne Risiko bedienen können.

Was ist bei der Nutzung von personenbezogenen Daten zu beachten?

Der Datenschutz ist ein weiteres wichtiges Thema. Corporate Influencer müssen die datenschutzrechtlichen Bestimmungen einhalten, wenn sie personenbezogene Daten verarbeiten oder veröffentlichen. Dazu gehören insbesondere die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in der EU, die strenge Regeln für die Erhebung, Speicherung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten vorschreibt. Influencer sollten sicherstellen, dass eine Rechtsgrundlage vorliegt, bevor sie die Daten der betroffenen Personen veröffentlichen. Zudem sollten sie darauf achten, keine sensiblen Daten preiszugeben, die missbraucht werden könnten. Unternehmen sollten Influencern klare Anweisungen geben, wie sie mit personenbezogenen Daten umgehen und diese schützen sollen.

Welche rechtlichen Bestimmungen gelten für Gewinnspiele und Promotions?

Gewinnspiele und Promotions sind ein beliebtes Mittel, um die Reichweite und Interaktion zu erhöhen. Hierbei müssen jedoch ebenfalls rechtliche Bestimmungen beachtet werden. Wichtig ist, dass die Teilnahmebedingungen klar und verständlich formuliert und leicht zugänglich sind. Dazu gehören Angaben zum Veranstalter, zur Dauer des Gewinnspiels, zu den Teilnahmevoraussetzungen und zur Art und Weise der Gewinnbenachrichtigung. Darüber hinaus müssen die Regeln des Datenschutzes eingehalten werden, insbesondere hinsichtlich der Verarbeitung der Daten der Teilnehmer. Die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen zur Transparenz und Fairness ist ebenfalls entscheidend, um rechtliche Probleme zu vermeiden.

Welche Haftungsfragen sollten Unternehmen beachten?

Haftungsfragen sind ein kritischer Aspekt bei der Nutzung von Corporate Influencern. Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass sie für Inhalte, die ihre Influencer veröffentlichen, mitverantwortlich sein können. Dies gilt besonders dann, wenn die Influencer im Namen des Unternehmens auftreten und dabei gegen rechtliche Vorgaben verstoßen. Eine klare vertragliche Regelung, die Verantwortlichkeiten und Haftungsfragen adressiert, kann hier Abhilfe schaffen. Es empfiehlt sich, eine Haftungsfreistellungsklausel zu integrieren, die das Unternehmen von bestimmten Arten von Ansprüchen freistellt, die aus den Handlungen der Influencer resultieren. Unternehmen sollten zudem eine Haftpflichtversicherung in Erwägung ziehen, die mögliche Schäden abdeckt.

Welche Rolle spielt das Arbeitsrecht?

Wenn Corporate Influencer Mitarbeiter des Unternehmens sind, spielt auch das Arbeitsrecht eine Rolle. Die Tätigkeit als Influencer kann als Teil des Arbeitsvertrags angesehen werden, was entsprechende arbeitsrechtliche Konsequenzen haben kann. Es ist wichtig, klare Regelungen im Arbeitsvertrag zu treffen, die die Nutzung sozialer Medien und die damit verbundenen Pflichten und Rechte definieren. Darüber hinaus sollten Unternehmen beachten, dass die Tätigkeit als Influencer zusätzliche Arbeitszeit darstellen kann, die entsprechend vergütet werden muss. Arbeitnehmer sollten sich auch über mögliche arbeitsrechtliche Konsequenzen bewusst sein, die sich aus ihrem Verhalten in sozialen Medien ergeben können.

Was müssen Unternehmen bei internationalen Corporate Influencern beachten?

Bei der Zusammenarbeit mit internationalen Corporate Influencern müssen Unternehmen die jeweiligen nationalen Rechtsvorschriften beachten. Diese können sich erheblich von den deutschen Regelungen unterscheiden, insbesondere was Werbe- und Datenschutzvorgaben betrifft. Es ist ratsam, sich über die spezifischen Anforderungen in den jeweiligen Ländern zu informieren und gegebenenfalls rechtlichen Rat einzuholen. Unternehmen sollten zudem sicherstellen, dass ihre vertraglichen Vereinbarungen den jeweiligen nationalen Gesetzen entsprechen und die Einhaltung dieser Gesetze durch die Influencer gewährleisten.

Welche ethischen Überlegungen sollten Unternehmen berücksichtigen?

Neben den rechtlichen Aspekten spielen auch ethische Überlegungen eine wichtige Rolle. Corporate Influencer sollten authentisch und ehrlich kommunizieren, um das Vertrauen der Zielgruppe zu gewinnen und zu erhalten. Falsche oder irreführende Aussagen können nicht nur rechtliche Konsequenzen haben, sondern auch das Image des Unternehmens nachhaltig schädigen. Unternehmen sollten ihren Influencern daher klare Richtlinien an die Hand geben, die ethische Standards und Werte des Unternehmens widerspiegeln. Dazu gehört auch, wie Influencer mit kritischen Themen umgehen und wie sie auf negative Kommentare oder Feedback reagieren sollen.

Welche Bedeutung hat die Vertragsgestaltung bei der Zusammenarbeit mit Corporate Influencern?

Die Vertragsgestaltung ist ein zentraler Aspekt bei der Zusammenarbeit mit Corporate Influencern. Ein gut ausgearbeiteter Vertrag sollte alle wichtigen Punkte wie Rechte und Pflichten, Vergütung, Nutzungsrechte an Inhalten, Vertraulichkeit und Beendigung der Zusammenarbeit regeln. Zudem sollten Regelungen zur Haftung und zur Einhaltung rechtlicher Vorgaben enthalten sein. Es ist ratsam, den Vertrag von einem Rechtsanwalt prüfen zu lassen, um sicherzustellen, dass alle relevanten rechtlichen Aspekte berücksichtigt werden. Eine klare und umfassende Vertragsgestaltung trägt dazu bei, Missverständnisse und rechtliche Streitigkeiten zu vermeiden.

Wie können Unternehmen die Performance und Einhaltung von Regeln durch Corporate Influencer überwachen?

Um sicherzustellen, dass Corporate Influencer die vereinbarten Regeln und rechtlichen Vorgaben einhalten, sollten Unternehmen regelmäßige Kontrollen und Bewertungen durchführen. Dies kann durch Monitoring-Tools und regelmäßige Reportings erfolgen. Zudem sollten Unternehmen Feedback- und Kommunikationskanäle einrichten, um Influencern bei Fragen oder Unsicherheiten schnell und effizient Unterstützung bieten zu können. Regelmäßige Meetings und Updates können ebenfalls dazu beitragen, dass alle Beteiligten auf dem neuesten Stand sind und die Zusammenarbeit reibungslos verläuft.

Wie sollten Unternehmen auf Rechtsverstöße von Corporate Influencern reagieren?

Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu Rechtsverstößen durch Corporate Influencer kommen, ist eine schnelle und entschlossene Reaktion erforderlich. Unternehmen sollten zunächst den Vorfall genau untersuchen und die notwendigen Schritte einleiten, um den Schaden zu begrenzen. Dies kann die sofortige Entfernung des betroffenen Inhalts und eine öffentliche Stellungnahme umfassen. Zudem sollten rechtliche Schritte geprüft und gegebenenfalls eingeleitet werden. Eine enge Zusammenarbeit mit der Rechtsabteilung oder externen Rechtsberatern ist hierbei unerlässlich. Es ist wichtig, den Vorfall intern zu analysieren und Maßnahmen zu ergreifen, um zukünftige Verstöße zu verhindern.

Fazit

Corporate Influencer bieten Unternehmen viele Vorteile, bergen jedoch auch rechtliche Herausforderungen. Durch klare Richtlinien, Schulungen und vertragliche Regelungen können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Corporate Influencer im rechtlichen Rahmen agieren. So können die positiven Effekte der Influencer-Arbeit genutzt werden, ohne rechtliche Risiken einzugehen. Eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung an aktuelle gesetzliche Entwicklungen sind dabei unerlässlich. Unternehmen sollten proaktiv handeln, um rechtliche Fallstricke zu vermeiden und ihren Corporate Influencern eine sichere und effektive Plattform für ihre Aktivitäten zu bieten. Eine sorgfältige Planung und Umsetzung der rechtlichen und ethischen Vorgaben ist der Schlüssel zum Erfolg.

Autor: Christian Wegeler, Consultant Data Protection and Information Security, activeMind