Krisen-Scoring: Wer kommt gut durch die Krise – und wer nicht?

Keiner weiß, wie lang und wie dramatisch die Folgen des faktischen „Shut-down“ der Wirtschaft in Deutschland sein werden. Viele Unternehmen wird es existenziell treffen – das zeigt ein „Krisen-Rating“, das DDW (Die Deutsche Wirtschaft) für die 20.000 wichtigsten deutschen Unternehmen durchgeführt hat.

Michael Oelmann, DDW Die Deutsche Wirtschaft
Herausgeber / Geschäftsführer

Medienunternehmer Michael Oelmann betreibt unter anderem das B2B-Portal „Die Deutsche Wirtschaft“. Lange Jahre war er als Publizist, unter anderem als Herausgeber des Wirtschaftsblatt, tätig. Er ist Initiator des World Technology Leader Awards, des größten internationalen CEO-Votings für innovative Geschäftsmodelle. Bildquelle: DDW Die Deutsche Wirtschaft

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Auf Basis der DDW-Master-Datenbank, die sämtliche Unternehmens-Rankings und damit alle relevanten Marktakteure Deutschlands enthält, hat das DDW-Researchredaktion einen Krisen-Check gemacht. Aus den insgesamt 45.000 Datzensätzen der aktuellen Master-Datenbank wurden 20.000 deutsche Unternehmen mittels eines „Krisen-Scorings“ bewertet.

Das Ergebnis zeigt die ganze Brisanz des „All-Ins“, mit dem Deutschland dem Virus begegnen will: dem faktischen Stilllegen der gesamten Wirtschaft. 18 Prozent der Unternehmen werden existenziell, 80 Prozent stark betroffen sein. Aber auch für das industrielle B2B-Marketing ergeben sich wichtige Schlussfolgerungen.

Bewertung von 20.000 Unternehmen

Für das „Krisen-Scoring“ wurden zunächst die über 600 Einzelbranchen, denen die Unternehmen der DDW-Master-Datenbank zugeordnet sind, mit einem individuellen Ratingwert beurteilt. Das Spektrum reicht von einem Wert 1 für „sehr kritisch“ – wie für Einzelhandel, Gastronomie oder Automobilindustrie – bis 10 für solche Branchen, die zu den Gewinner dieser Situation zählen könnten, beispielsweise Online-Händler, Digitalagenturen oder die Pharmabranche.

Des Weiteren wurden verschiedene Kritierien der jeweiligen Unternehmen in die Bewertung einbezogen. Dazu zählen beispielsweise Mitarbeiterzahl und Umsatz, bei der von einer größeren Bedrohung kleiner, und einer tendenziell geringeren sehr großer, „systemrelevanter“ Unternehmen ausgeht. Hinzugezogen wurden auch Einschätzungen bezüglich des Auslandsanteils (Tendenzwert: größerer Auslandsanteil ist kritisch), der Inhaberstruktur (beispielsweise Abwertung von investorengehaltenen Unternehmen, Höhergewichtung von Tochterunternehmen großer Unternehmen) oder der Mitarbeiter-Umsatz-Relation (Tendenz: mitarbeiterintensive Geschäftsmodelle abgewertet; kosteneffiziente Unternehmen aufgewertet). Auch für das Unternehmensalter wurde ein Wert hinzugezogen – eine Überlegung, die davon ausgeht, das sehr junge Unternehmen über weniger Substanz verfügen als lang bestehende Häuser.

20 Prozent der Unternehmen „höchst risikogefährdet“

Die elementare Frage lautet: Wie stark werden Unternehmen von der Corona-Krise betroffen sein? Im Ergebnis, das den Beziehern der DDW-Master-Datenbank in einer ad-hoc-Sonderversion zur Verfügung gestellt wurde, sind die Unternehmen in einer Skala von 1 bis 16 Punkten (von „1 = sehr kritisch“ bis „16 = eher optimistisch“) strukturiert und bewertet. Der Wert bildet eine relative Tendenz ab, mit der Unternehmen von der aktuellen Krise stärker oder schwächer betroffen sein könnten.
Die schlechte Nachricht: Fast 20 Prozent aller Unternehmen müssen danach als höchst risikogefährdet eingestuft werden, fast 80 Prozent mit besonderen Bedrohungen (bis Ratingwert 7). Die gute: Rund 4.000 der 20.000 Unternehmen sind im Bereich weniger existenzieller Auswirkungen eingestuft (ab Risikowert 8), einige hundert davon sogar im Bereich geringer Beeinträchtigungen der Geschäftsaktivität.

Die Verteilung über die gesamte Unternehmenslandschaft stellt sich wie folgt dar:

  • Ratingwert 1 (sehr kritisch): 18 Prozent der Unternehmen
  • 2: 11,9 Prozent
  • 3: 12,5 Prozent
  • 4: 12 Prozent
  • 5: 9,9 Prozent
  • 6: 8,8 Prozent
  • 7: 7,6 Prozent
  • 8: 5,7 Prozent
  • 9: 4,3 Prozent
  • 10: 3,2 Prozent
  • 11: 2,3 Prozent
  • 12: 1,7 Prozent
  • 13: 0,7 Prozent
  • 14: 0,3 Prozent
  • 15: 0,2 Prozent
  • Ratingwert 16 (am wenigsten betroffen): 0,1 Prozent

Hinweise auf B2B-Zielgruppen

Die Rating-Einschätzung der DDW-Master-Datenbank soll eine Hilfestellung bei der Frage sein, welche Unternehmen jetzt welcher Lösungen, Partner oder Produkte bedürfen – denn diese sind denkbar unterschiedlich. Sie reichen von der jetzt dringlichen Unterstützung bei Fragen der Automatisierung, Sanierung oder Digitalisierung bis hin zur Bewältigung von Auftragslasten oder Wachstumsprozessen.

Denn wer die Corona-Krise gut, wer weniger gut oder vielleicht gar nicht überstehen wird, beschäftigt zur Zeit nicht nur die betroffenen Unternehmen selbst und ihre Mitarbeiter. Auch alle Geschäftspartner, speziell im B2B-Segment, müssen sich jetzt die Frage stellen: Auf welche Branchen und Unternehmen sollte man als Zulieferer oder Dienstleister jetzt setzen, um sein eigenes Geschäft fortzuentwickeln? Wo sollte man seine Märkte jetzt suchen?

 

Hinweis: Die Analyse ist im Rahmen des Bezugs der DDW-Master-Datenbank als Liste zusammen mit umfassenden Informationen zu den Unternehmen bei der DDW erhältlich.

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