„Wir müssen Kreativität und Zukunftsgestaltung lernen!“

[no_toc] Im bvik-Interview spricht Holger Bramsiepe, Gründer der Future Design Akademie, über die Idee die hinter dem ersten Kompetenzzentrum für Zukunftsfragen steht. Außerdem erklärt er, welche Megatrends im B2B-Marketing er sieht und wie es gelingt, zu einem „Zukunftsgestalter“ zu werden.

Holger Bramsiepe, Managing Partner der GENERATIONDESIGN GmbH und Gründer der Future Design Akademie

Holger Bramsiepe ist seit über 25 Jahren als Unternehmer, systemischer Berater, kreativer Designer und vernetzter Innovator tätig. Als Managing Partner der GENERATIONDESIGN GmbH entwirft er mit seinem Team nachhaltige Strategien und Konzepte für die Zukunftentwicklung seiner Kunden im realen und digitalen Raum.

Bramsiepe ist Lehrbeauftrageter in den Fächern Designmanagement (Kunsthochschule Kiel), Semantik und Corporate Design (Technische Akademie Wuppertal) sowie Mitbegründer und Direktor der Future Design Akademie in Wuppertal.

Bildquelle: GENERATIONDESIGN GmbH

 

bvik: Lieber Herr Bramsiepe, Sie haben gemeinsam mit Zukunftsforscher Klaus Kofler die Future Design Akademie – das erste Kompetenzzentrum für Zukunftsfragen – gegründet. Können Sie uns kurz erklären, was sich dahinter verbirgt?

Holger Bramsiepe: Ich würde sagen, dass wir ein hybrides Angebot zwischen Bildung und Coaching geschaffen haben. Ausgehend von der Tatsache, dass der Umgang mit Zukunftsthemen sozusagen eine Bildungslücke darstellt, setzen wir dort zuerst an. Natürlich ist Beratung ein Bestandteil, aber tatsächlich wollen wir mit Coaching- und Trainingsformaten unsere Teilnehmer und Partner in Zukunftsgestaltung schulen.

Was war Ihre Intention für die Gründung? Welchen Ansatz verfolgen Sie damit?

Bramsiepe: In meiner Innovationsberatungs- und Gestaltungsarbeit bin ich immer wieder darauf gestoßen, dass unsere Kunden nicht wirklich kundig im Sinne von Prozessen und Methoden für die Strategiearbeit sind. Da Strategie aber viel mit Zukunftswissen und dessen Nutzung zu tun hat, wurde ein Teil der Innovations- und Designarbeit schnell auch Wissensvermittlung. Dazu ergaben sich sehr fruchtbare Gespräche mit Klaus Kofler über die Gestaltungs- oder Möglichkeitsspielräume zwischen Gegenwart und Zukunft. Nachdem wir Theorien und Methoden ausdiskutiert hatten war die Gründung einer Akademie ein quasi logischer Schritt.

Wir können in der heutigen Zeit nicht drauf warten, dass sich Führungskräfte aus eigenem Antrieb Wissen über Zukunftsgestaltung aneignen – die V.U.C.A Welt erfordert schnelles Handeln und Agieren statt Reagieren. Insbesondere die Top-Management- und mittlere Führungsebene müssen Kreativität und Zukunftsgestaltung als Kompetenz haben und deswegen lernen.

Was sind Ihrer Meinung nach die Megatrends der Zukunft, die Unternehmen und insbesondere Marketingverantwortliche unbedingt auf dem Schirm haben müssen?

Bramsiepe: Aktuell sehen wir drei Trends mit massivem Einfluss. Erstens die Digitalisierung, die wir GIGA-Trend nennen, weil sie alle Trends und Themen vernetzt und neu begriffen werden muss. Digital ist ein „Gestaltungsmaterial“, was in seiner Vielfältigkeit wie „Holz“ verstanden werden kann. Hört sich abstrakt an, aber wenn man drüber nachdenkt, dann ist klar, was ich damit meine. Zweitens der Trend „New Work“. Die Veränderung der Arbeitswelt und des Arbeitsverhaltens – nicht zu verwechseln mit „neuer Büroeinrichtung und Kickertischen“ – ist aus unserer Sicht direkt zukunftswirksam. Und drittens noch der Trend „New Ecology“, der unsere Art zu leben grundsätzlich infrage stellt. Wenn wir es nicht schaffen, die Kompelxität unserer Welt und die Zusammenhänge zu begreifen und Lebensweisen mit neuen Werten zu führen, werden wir und unsere Kinder wohl einige blöde Konsequenzen ausbaden müssen.

Sie sagen, dass es für Personen aber auch Unternehmen notwendig sei, den Schritt vom „Zukunftsverwalter und Zukunftserhalter“ zum „Zukunftsgestalter“ zu machen. Wie kann dies gelingen und welche Voraussetzungen sind hierfür nötig?

Bramsiepe: Der wesentliche Schritt unserer Methodik und unseres Denkmodells ist die Denkweise aus Richtung Zukunft zurück in die Gegenwart – ein Art „reverse engineering“. Wir haben das Träumen verlernt – was man auch Vision nennen kann – und arbeiten uns ständig an den kleinen, sicher auch notwendingen Verbesserungen ab. Tatsächlich müssen wir lernen, alles gleichzeitig zu tun. Die Zukunft denken und träumen, im Heute aktiv handeln und das Morgen zukunftsgerichtet planen. Die Vorraussetzung dafür ist entweder Druck aus Markt oder Organisation – oder besser Offenheit und Lust auf Veränderung.

Aktuell haben sie mit Wuppertal und Dornbirn (Österreich) zwei Standorte des Kompetenzzentrums. Sind bereits weitere Akademien geplant oder provokant gefragt: Wo sehen Sie die Zukunft Ihrer Akademie?

Bramsiepe: Wir können uns weitere Standorte gut vorstellen, auch Lehrpartnerschaften mit Weiterbildungsanbietern jeder Couleur. Tatsächlich denken wir die Future Design Akademie(n) auch als interne Booster von unternehmensinternen Weiterbildungen. Am Ende werden wir es vielleicht schaffen, Zukunftsdesign und Zukunftsgestaltung als Bestandteil in jeder Ausbildung von Führungskräften zu implementieren.