Bundesverband Industrie Kommunikation e.V.

Chillventa 2022: bvik-Mitglieder über die Präsenz-Messe der Zukunft

Chillventa-Eingang

Präsenz-Messen sind zurück, doch hat sich eigentlich etwas verändert? Um das herauszufinden waren wir auf der diesjährigen Chillventa, der Weltleitmesse der Kältetechnik, unterwegs, welche nach pandemiebedingter Pause erstmals seit 2018 stattfand. Wir nutzten deshalb die Gelegenheit für ein Stimmungs- und Meinungsbild rund um das Thema „Rückkehr zur Präsenz-Messe“ mit einigen ausstellenden Mitgliedern des Verbands.

 

Back to Normal: Vorbereitungen und Erwartungen

Inwiefern haben sich die Messevorbereitungen nach der langen Messe-Pause verändert? Welche Erwartungen haben die Aussteller an Messen und wurde die Chillventa diesen Erwartungen gerecht? Wie sich herausstellte, wurden von den befragten Unternehmen keine speziellen Vorbereitungen für die Rückkehr zur Präsenz-Messe getroffen. Ganz unter dem Motto „Back to the roots“ kehrten die Aussteller laut Ramona Augusto, Head of Events, Digital Media and Promotions bei BITZER, zu ihren bekannten Messevorbereitungen zurück.

Mit Ausnahme der Berücksichtigung einiger Hygienemaßnahmen, wie Desinfektionsständer auf den Messeständen, unterschieden sich die generellen Vorbereitungen für die diesjährige Chillventa also wenig von den Messevorbereitungen vor der Pandemie. Oder wie es Kai Halter, Director Marketing bei ebm-papst und Vorstandsvorsitzender des bvik so schön zusammenfasste:

„Es hat bumm gemacht und sie waren wieder da!“

Jedoch gestaltete sich die Organisation stellenweise deutlich aufwendiger im Vergleich zur letzten Chillventa im Jahr 2018. Gestiegene Kosten beim Standbau, der Mangel an Service-Personal und Schwierigkeiten bei der Catering-Organisation erschweren das Messemarketing nachhaltig.

Während einige Austeller im Vorfeld mit einem geringeren Besucheraufkommen gerechnet hatten, war das Feedback zu den Besucherzahlen an den Messeständen durchweg positiv. Jetzt im Nachhinein lässt sich festhalten, dass die diesjährige Chillventa mit insgesamt über 30.000 Fachbesuchern erfolgreich aus der pandemiebedingten Pause zurückgekehrt ist.

Man merkt also, die Leute haben Lust, wieder auf Live-Messen zu gehen, Produkte anzufassen und auszuprobieren, und vor allem in den persönlichen Austausch zu treten, wie Eva Hoyer, Marketing-Koordinatorin bei Daikin Airconditioning Germany, wiedergibt. Ein ähnliches Feedback erreichte uns auch von Dr. Ulf Santjer, Leiter Unternehmenskommunikation und -marketing der NürnbergMesse GmbH und ebenfalls bvik-Mitglied.

„Die Stimmung in den Hallen war einfach großartig! Die Resonanz unserer Ausstellenden und Besuchenden fiel ebenfalls sehr positiv aus, pure Wiedersehensfreude. Auch die Internationalität der Messe war nahezu identisch im Vergleich zu 2018. Wir hatten insgesamt 844 Ausstellende aus 43 Ländern, die zu Gast im Messezentrum Nürnberg waren.“ 

Zusammenfassend ist die Chillventa den Erwartungen aller Befragten also in jedem Fall gerecht geworden.

 

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Persönlicher Austausch statt Exponate

Ein zentraler Trend für die diesjährige Chillventa – und sicherlich auch allgemein für Präsenz-Messen – ist klar: Der persönliche Austausch und der Erlebnischarakter spielen eine noch wichtigere Rolle und rücken deshalb zentral in den Fokus. Diese These wurde bereits im Anfang des Jahres erschienenen bvik-Trendpaper zum Thema Zukunft der Messe festgehalten und ließ sich nun auch im Austausch mit unseren Mitgliedern bestätigen.

“Man merkt auf jeden Fall, dass die Leute mehr Wert auf den persönlichen Austausch legen und sich auf die Begegnungen freuen. Vor vier Jahren lag unser Fokus mehr darauf neue Innovationen vorzustellen, viele Produkte auszustellen und sie erlebbar zu machen. Im Sinne des Messewandels haben wir dieses Jahr darauf geachtet deutlich mehr Fläche für persönliche Gespräche zu schaffen und unsere Highlight-Produkte dennoch ausstellen zu können.” (Ramona Augusto, BITZER)

Insgesamt finden sich aufgrund dieser Entwicklung deutlich weniger Produkte auf den Messeständen. So haben beispielsweise Daikin und ebm-papst die Ausstellungsstücke auf ihren Ständen im Vergleich zu 2018 reduziert und bvik-Mitglied Güntner verzichtet sogar komplett auf die Ausstellung von Exponaten. Gleichzeitig spielt der haptische Aspekt und die Möglichkeit, die Produkte genau zu betrachten dennoch eine wichtige Rolle, weshalb TEKO weiterhin auf viele Ausstellungsstücke setzt und sich andere Unternehmen an alternativen Darstellungsmöglichkeiten der Produkte üben.

Neue Standkonzepte 

In Anbetracht der gestiegenen Relevanz des persönlichen Austauschs, haben einige der Aussteller auch ihre Standkonzepte radikal verändert. Der Fokus liegt hierbei auf offeneren Strukturen mit vielen Zugangsmöglichkeiten, sowie der Einplanung verschiedener Kommunikationsflächen wie Sitz-Ecken, Lounges oder Besprechungsräumen.

„Das Konzept auf der diesjährigen Chillventa ist wirklich auf die direkte Kommunikation mit dem Kunden ausgelegt, da es jetzt nach dieser langen Zeit extrem wichtig ist, die Nähe wieder zu finden. Und dafür ist dieser Messestand auch designt, um so viel Nähe wie möglich zu schaffen.“ (Corinna Sturm, Grafik-Designerin bei Güntner)

Dafür weichen eben stellenweise die Exponate und auch das Design der Stände wurde neu gedacht:

“Deshalb sehen wir ja auch ein bisschen nach Start-Up aus. Natürlich ist der Stand groß, aber vom look-and-feel ist es kein klassischer Messestand. Wir hätten früher beispielsweise auch nie eine Wand-Gestaltung umgesetzt, auf der kein Produkt abgebildet ist. Aber statt Produkten, sieht man dieses Jahr eher eine Wohlfühlatmosphäre. Das ist der Aspekt, der sich komplett verändert hat.” (Kai Halter, ebm-papst)

Um trotz reduzierter Produktausstellungen eine erfolgreiche Informationsvermittlung zu ermöglichen, werden vermehrt digitale Elemente wie interaktive Bildschirme, VR-Welten oder digitale Showrooms in die Stände integriert.

Nachhaltigkeit auf Messen 

Ein weiteres zentrales Thema, das bei den meisten Ausstellern im Fokus stand, ist Nachhaltigkeit – sowohl auf Produktebene als auch im Bereich der Standgestaltung, unter anderem durch vermehrten Einsatz von Naturmaterialien. So sind beispielsweise große Teile des Daikin-Stands, wie bereits in den Vorjahren, aus Holz gebaut und der Boden ist mit Echtrasen ausgelegt. Auch bei Güntner stellen Naturmaterialien in Form von Holz und Stoff die Hauptbestandteile des Messestands dar. Darüber hinaus soll der Güntner-Stand nach der Chillventa, durch die Spende an eine Bildungseinrichtung, ein zweites Leben bekommen.

 

Einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten außerdem auch die reduzierten Exponate und Printartikel, sowie der damit verbundene Umstieg auf digitale Informationsvermittlung.

Digitale Formate trotz Präsenz-Messe

Die Rückkehr zur Präsenz wurde also gut angenommen, und wie steht es jetzt um digitale Veranstaltungen, Hybrid-Formate und digitale Verlängerungen? Hier gibt es tatsächlich ganz unterschiedliche Meinungen.

Güntner beispielsweise möchte die Digitalisierung klar vorantreiben und trifft bewusst die Entscheidung, auf weniger Messen präsent zu sein, um sich eher auf die digitale Kommunikation zu konzentrieren. So wurden unter anderem auch deren Panels auf der diesjährigen Chillventa zusätzlich live gestreamt, „um auch die Leute abzuholen, die eben nicht hier auf der Messe sind.“ so Lisa Gerle, Head of Brand bei Güntner.

BITZER hingegen wird zumindest in Europa keine Hybrid-Events veranstalten. Rein digitale Veranstaltungen, wie beispielsweise die BITZER DAYS, sollen aber auch in Zukunft durchgeführt werden. Eine digitale Plattform zum Kundenaustausch hat sich während der Pandemie auch bei TEKO etabliert und wird dementsprechend weiterhin beibehalten. Auf eine Beteiligung bei Online-Messen wird das Unternehmen allerdings laut Nadine Neuberger, Leitung Marketing bei TEKO, eher verzichten. Auch bei Daikin sind digitale Formate aktuell pausiert, wobei überlegt wird, diese für den Winter wieder aufzunehmen, wenn die Messe-Saison vorbei ist.

Messeveranstalter Dr. Ulf Santjer äußerte sich wie folgt zu dem Thema:

„Wir werden auch weiterhin digitale Ergänzungen dort, wo sie für die Community sinnvoll sind, weiterführen und dabei die entsprechenden Wünsche unserer Kundinnen und Kunden berücksichtigen. Die Wissensvermittlung in digitaler Form funktioniert aus unserer Sicht sehr gut.“

 

Fazit

Die Chillventa ist nach vierjähriger Pause erfolgreich in die Hallen der Messe Nürnberg zurückgekehrt. Organisatoren, Aussteller und Besucher scheinen mit der Erfahrung rundum zufrieden gewesen zu sein. Die allgemeinen Marketing-Trends – Nachhaltigkeit, der Mensch im Mittelpunkt, digitale Maßnahmen, etc. – erhalten immer mehr Einzug in die „Messe-Insel“ und ebnen einen Weg, hin zur „neuen alten Messe“. Wie geht es nun weiter? Hier scheiden sich die Geister weiterhin, ob regional, mehrfach international oder mit dem Schwerpunkt digital, die Live-Kommunikation wird sich weiter verändern und jedes Unternehmen findet seinen eigenen Weg, entlang der Markenstrategie. Die Zukunft der Präsenz-Messe ist jedenfalls gesichert und wir freuen uns auf den nächsten Besuch!

 

 


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