Conversation-Rate-Optimierung (CRO), Employer Branding (EB) und Reengineering Corporate Communication (RCC) sind aus meiner Sicht die drei wichtigsten Themen im kommenden Jahr, um die größten sich stellenden Herausforderungen meistern zu können. Wer nicht auf diese drei Themen setzt, wird die ohnehin sinkenden Vertriebs- und Marketingbudgets unnötig verbrennen, ohne Nachwuchstalente HR-technisch austrocknen und im schlimmsten Fall im Shitstorm-Tsunami ins Straucheln kommen.
Inhaltsverzeichnis
Conversation-Rate-Optimierung aller Touchpoints
Unsere aktuellen Studien der Hochschule München belegen es mehr als deutlich: Im Rahmen der Veränderung von 1-2-1 Kommunikation hin zu All-2-All (A2A) Interaktionen und immer besser trainierten künstlichen Intelligenzen (KI) wird es für Unternehmen schwieriger, effizient und effektiv die jeweils relevanten Zielgruppen zu erreichen. SEO und Programmatic Advertising funktionieren schon lange nicht mehr, wie dies früher der Fall war. Der Grund liegt einfach darin, dass es mittlerweile nicht mehr um Keywords, sondern vielmehr um Kontexte geht. Die KI bremst solche veralteten Konzepte und Methoden gnadenlos aus. Rund 90 % der Unternehmen haben diese Veränderung jedoch leider verschlafen.
Eine Blitzumfrage im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Hochschule München im Sommer 2022 hat gezeigt, dass in 80 % aller untersuchten Unternehmen – darunter auch Digital- und B2B Agenturen – die Webauftritte in Bezug auf CRO nicht sauber aufgesetzt sind und an entscheidenden Punkten entsprechend schlecht konvertieren. Bei den Unternehmen ist dies noch nachvollziehbar, sollte aber 2023 behoben werden. Ich frage mich jedoch, wie Digital-Agenturen ihre Kunden zukunftsweisend beraten und unterstützen können, wenn diese einfachen Hausaufgaben bei den eigenen Touchpoints noch nicht sauber erledigt wurden. Vor dem Hintergrund der multiplen Krisen wird es im Jahr 2023 entscheidend sein, die gesamten Journeys in Bezug auf die Konversion des jeweils intendierten Verhaltens zu optimieren. Wer das nicht auf der Agenda hat, wird im Kontext von Digital und Social, aber auch Hybrid verlieren.
Employer Branding mit Content
Dies gilt auch für den Bereich des Recruitings, denn die Jobanzeige, wie wir sie von früher kennen, ist tot. 9 von 10 potenziellen Bewerbern springen von klassischen Jobinseraten ab, da diese keine oder zu wenige Informationen zu den jeweiligen Unternehmen beinhalten. Viele Unternehmen begehen den großen Fehler, zu den aktuell im Schnitt fünf beauftragen Jobplattformen einfach zwei bis drei zusätzliche hinzuzufügen. Lassen Sie mich einen Vergleich anführen: Wenn man an einem PKW ein fünftes Rad montiert, wird dieser trotzdem nicht schneller fahren.
Was Stepstone und vergleichbaren Plattformen fehlt, ist schlichtweg interessanter Content. Die Jobanzeigen sind meist langweilig und voll mit “HR-Bullshit-Bingo”. Aber Content ist King, wenn es um effektives Recruiting geht, denn die GenZ und Young Professionals wollen Inhalte und Insights zu möglichen Arbeitgebern. Hier kommt Employer Branding ins Spiel – Content-Marketing par excellence im modernen Human Resources. Wer das in 2023 nicht in Betracht zieht, wird sein Geld an nicht mehr konvertierende Jobplattformen verbrennen und trotzdem keine neuen Fachkräfte finden.
Unternehmenskommunikation neu und digital denken
Und last but not least folgt nach Marketing- und Sales-Automation nunmehr das längst überfällige Reengineering der Unternehmenskommunikation. Nicht nur das B2B-Marketing hat Aufholbedarf, die Kommunikationsabteilungen in Unternehmen sind oft schlecht für die Herausforderung des digitalen Zeitalters gewappnet. Es zeigt sich deutlich: Die Einschläge treffen immer mehr Unternehmen. Waren im Kontext von COVID nicht nur der Impfstoffhersteller Astra Zeneca, sondern auch viele Regierungen und andere Institutionen betroffen, so belegen immer mehr Shitstorms wie jene der DB oder auch des Winnetou Dramas bei Ravensburgers, wie gefährlich der Cocktail aus 24/7-Interaktionsarenen, Community Copywriters, Eigendynamik und dem Frustrationspotenzial aufgrund multipler Krisen ist.
Um in einem solchen kommunikationstechnisch fragilen Umfeld die eigene Organisation vor Shitstorm-Tsunamis schützen zu können, muss sich die Kommunikation neu aufstellen und ausrichten. Dazu bedarf es der Automatisierung, der Digitalisierung, aber auch der Konzeption und Umsetzung einer Predictive Communication Intelligence.
Weiterführende Inhalte
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