KI-COMPLIANCE: SCHLÜSSEL ZUR SICHEREN NUTZUNG VON KI

Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und revolutioniert unsere Arbeitswelt. Insbesondere im Bereich des B2B-Marketings – von der Optimierung von Marketingprozessen bis hin zur Verbesserung der Kundenerfahrung –bietet KI zahlreiche Möglichkeiten. Doch mit den Chancen wachsen auch die Risiken. 

Fehlentscheidungen, Diskriminierung und Manipulation sind nur einige der möglichen Folgen. Neben etablierten Vorschriften wie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) oder dem Urheberrechtsgesetz ist die KI-Verordnung als erste Regulierung künstlicher Intelligenz ein maßgeblicher Aspekt im Rahmen der KI-Compliance.

Foto_Christian Wegeler_activeMind

Christian Wegeler, activeMind AG
Consultant Data Protection and Information Security

Christian Wegeler ist Wirtschaftsjurist, Certified Information Privacy Professional/Europe (IAPP) und Trainer/Referent im Bereich Datenschutz. Der zertifizierte Datenschutzbeauftragte (IHK) und ISO IEC 27001 Auditor (TÜV) berät Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen in den Themengebieten Datenschutz und Informationssicherheit.

Bildquelle: activeMind AG

Die Rolle von KI im modernen Marketing

KI ist weit mehr als nur ein Schlagwort; sie verändert grundlegend die zur Verfügung stehende Werkzeuge und Methoden. KI-gestützte Systeme analysieren riesige Datenmengen in kürzester Zeit, erkennen Muster und liefern wertvolle Insights. Diese können genutzt werden, um zielgerichtete Kampagnen zu entwickeln, die nicht nur effizienter, sondern auch effektiver sind.

Durch die Automatisierung von Aufgaben wie der Datenanalyse, Segmentierung und sogar der Content-Erstellung können Unternehmen nicht nur Kosten senken, sondern auch die Geschwindigkeit und Präzision ihrer Marketingaktivitäten steigern. Beispielsweise ermöglicht Predictive Analytics, Kundenverhalten vorherzusagen und Kampagnen entsprechend anzupassen, um die Konversionsraten zu erhöhen.

Warum ist KI-Compliance wichtig?

KI-Compliance ist weit mehr als nur ein gesetzliches Erfordernis. Sie bietet Unternehmen einen strategischen Vorteil, der dazu beitragen kann, die Reputation zu stärken und langfristige Geschäftsbeziehungen zu festigen.

  • Vertrauen schaffen: Kunden und Geschäftspartner erwarten, dass Unternehmen ihre Daten verantwortungsvoll behandeln und hohe ethische Standards einhalten. Durch eine konsequente KI-Compliance können Unternehmen dieses Vertrauen aufbauen und festigen.
  • Risiken minimieren: Die Nichteinhaltung von KI-Compliance-Vorschriften kann nicht nur zu erheblichen Geldstrafen (nach der DSGVO, KI-Verordnung, etc.) führen, sondern auch gravierende Reputationsschäden verursachen.
  • Wettbewerbsvorteil sichern: Unternehmen, die KI-Compliance ernst nehmen und proaktiv umsetzen, können sich von der Konkurrenz abheben. Sie positionieren sich als vertrauenswürdige Partner und profitieren von einem positiven Image, das ihnen im Markt einen klaren Vorteil verschafft.

Indem Unternehmen KI-Compliance als integralen Bestandteil ihrer Strategie betrachten, sichern sie sich nicht nur rechtlich ab, sondern schaffen auch die Basis für nachhaltigen Geschäftserfolg.

Die KI-Verordnung und ihre Auswirkungen

Ein zentrales Thema, das Unternehmen im Blick behalten müssen, ist die am 1. August 2024 in Kraft getretene KI-Verordnung der Europäischen Union. Dieser Rechtsakt zielt darauf ab, sicherzustellen, dass KI-Systeme sicher, transparent und ethisch verantwortungsvoll eingesetzt werden. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre bestehenden KI-Anwendungen überprüfen und gegebenenfalls anpassen müssen, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.

Die KI-Verordnung wird auch erhebliche Auswirkungen auf das Marketing haben, insbesondere in den Bereichen Datenerhebung, Datenanalyse und der Automatisierung von Prozessen. Obwohl die Verordnung erst 2026 vollständig in Kraft tritt (einige Regelungen gelten bereits früher, einige wenige erst später), sollten Unternehmen sich frühzeitig mit den Bestimmungen vertraut machen. Wenn KI-Systeme von externen Anbietern stammen, ist es besonders wichtig, diese Dienstleister auf die Einhaltung der neuen Vorschriften hin zu überprüfen.

Eine frühzeitige Anpassung an die Vorgaben der KI-Verordnung wird entscheidend sein, um Wettbewerbsnachteile zu vermeiden und sicherzustellen, dass KI-Anwendungen nicht nur den rechtlichen Anforderungen entsprechen, sondern auch das Vertrauen der Kunden stärken.

Was ist datenschutzrechtlich zu beachten?

Trotz der vielen Vorteile von KI stellt der Datenschutz eine erhebliche Herausforderung dar. Die Verarbeitung großer Mengen an personenbezogenen Daten, wie sie in KI-gestützten Systemen üblich ist, birgt Risiken. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie die DSGVO einhalten und die Daten der Betroffenen ausreichend schützen.

Bei der Entwicklung und Implementierung von KI-Systemen müssen Unternehmen hierbei datenschutzrechtliche Aspekte von Anfang an berücksichtigen. Dazu gehört unter anderem die Implementierung von privacy by design und privacy by default. Privacy by design bedeutet, dass der Datenschutz bereits in der Planungsphase eines KI-Systems berücksichtigt werden muss (hierbei spielt unter anderem auch die Datenbasis im Rahmen des KI-Trainings eine Rolle), während privacy by default sicherstellt, dass die Standardeinstellungen eines Systems den höchsten Schutz der Privatsphäre bieten.

KI-Anwendungen in Marketing-Prozessen

Der Einsatz von KI im Marketing ist vielfältig. Von der Personalisierung von Inhalten, der automatisierten Content-Erstellung über die Automatisierung von Kampagnen bis hin zur Optimierung der Kundenansprache – die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Unternehmen sollten jedoch darauf achten, dass der Einsatz von KI nicht zu Lasten des Vertrauens ihrer Kunden geht. Transparenz und der verantwortungsvolle Umgang mit Daten sind hierbei entscheidend.

Ein aktuelles Fallbeispiel ist der Einsatz von Chatbots im Kundenservice. Diese können rund um die Uhr Anfragen bearbeiten und so die Kundenbetreuung verbessern. Gleichzeitig ermöglichen sie es Unternehmen, wertvolle Daten über die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kunden zu sammeln, die wiederum in zukünftige Marketingstrategien einfließen können.

Interne Richtlinien für den Einsatz von KI

Um den Einsatz von KI im Unternehmen effektiv zu steuern und sicherzustellen, dass dieser den gesetzlichen Anforderungen entspricht, sollten Unternehmen entsprechende interne Richtlinien entwickeln. Diese Richtlinien sollten klare Vorgaben für die Entwicklung, Implementierung und Überwachung von KI-Systemen enthalten, um sowohl ethische Standards als auch rechtliche Vorgaben zu erfüllen.

Ein zentraler Bestandteil solcher Richtlinien ist der Schutz personenbezogener Daten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass nur die Daten gesammelt und verarbeitet werden, die für den jeweiligen Verarbeitungszweck erforderlich sind, und dass angemessene Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz dieser Daten ergriffen werden. Hierbei spielt die Einhaltung von datenschutzrechtlichen Prinzipien eine große Rolle.

Für Unternehmen, die bereits auf bestehende Normen wie die ISO 27001 setzen, bietet die ISO 42001 eine ergänzende Struktur, die speziell auf die einzigartigen Herausforderungen und Risiken des KI-Einsatzes zugeschnitten ist. Die Integration dieser Norm in die internen Richtlinien kann dazu beitragen, dass Unternehmen besser auf regulatorische Anforderungen vorbereitet sind und gleichzeitig das Vertrauen ihrer Kunden und Geschäftspartner in den verantwortungsvollen Umgang mit KI stärken.

Fazit

Künstliche Intelligenz bietet im B2B-Marketing enorme Chancen, birgt jedoch auch Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und sonstige gesetzliche Anforderungen. Unternehmen, die diese Technologien erfolgreich in ihre Prozesse integrieren und gleichzeitig die rechtlichen Rahmenbedingungen einhalten, können ihre Wettbewerbsfähigkeit erheblich steigern. Durch die Umsetzung von Best Practices und die kontinuierliche Anpassung an neue Entwicklungen können B2B-Marketer sicherstellen, dass sie die Chancen der KI nutzen, ohne dabei ethische und rechtliche Grenzen zu überschreiten.

Der bevorstehende Workshop des bvik bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich umfassend über diese Themen zu informieren und somit zukunftsfähig zu bleiben.


Weiterführende Inhalte

Rechtswissen kompakt für B2B-Marketer

Modular weiterbilden: Datenschutz, Bildrechte & Social Media – Kennen Sie sich aus im DSGVO-Jungle? Wählen Sie in unserer B2B-Kompetenz-Werkstatt die Module und Themen, die für Sie am relevantesten sind.

Nächster Kurstermin: 16. Oktober 2024 – Jetzt anmelden!