Neue Technologien verlangen nach Spezialisierung

bvik-Mitglied Leonhard Kemnitzer über die Veränderungen im B2B-Marketing

Im Interview mit dem bvik erklärt Leonhard Kemnitzer, warum der B2B-Bereich ein extrem spannendes Arbeitsumfeld bietet, wie sich Arbeits- und Führungskultur im Zuge der Digitalisierung verändern und, warum Fokussierung und Spezialisierung wichtige Aspekte der täglichen Arbeit sind.

Leonhard Kemnitzer, Leiter Marketing, Baumüller Gruppe

Leonhard Kemnitzer ist seit 2015 beim Antriebs- und Automatisierungsspezialisten Baumüller mit Hauptsitz in Nürnberg beschäftigt, seit 2017 als Leiter Marketing. Die Baumüller Gruppe ist mit knapp 2.000 Mitarbeitern an über 40 Standorten weltweit vertreten und verfügt über Produktionsstätten in Deutschland, Tschechien, Slowenien und China. Zuvor war er für verschiedene B2B-Unternehmen in der Vermarktung von Systemlösungen und Dienstleistungen tätig. Bildquelle: Baumüller

 

bvik: Sie sind Marketingleiter in einem B2B-Unternehmen. Was ist für Sie der besondere Reiz dieser Funktion?

Leonhard Kemnitzer: Unsere Produkte und Systemlösungen werden zur Automatisierung von Maschinen und Anlagen eingesetzt, etwa in Schweißrobotern oder in der Kunststoffindustrie. Durch den Einsatz unserer Antriebs- und Steuerungstechnik erhöht sich etwa die Produktivität der Maschine oder die Qualität der gefertigten Produkte. Das heißt, die Features unserer Produkte müssen in konkreten Nutzen für den Kunden übersetzt werden. Gleichzeitig werden die Komponenten und Systeme immer komplexer, zum Beispiel durch die immer stärkere Digitalisierung von Produktionsprozessen. Man setzt sich täglich intensiv mit den neusten Technologien auseinander, arbeitet als Schnittstelle sehr eng mit Technik und Vertrieb zusammen und ist sehr international ausgerichtet.

Facebook, Instagram, Twitter und andere soziale Medien gewinnen immer mehr an Bedeutung auch im B2B-Bereich. Wie ist Ihre Einschätzung zu Social Media – „must do“ or „nice to have“?

Kemnitzer: Ganz klar ein „must do“ – aber mit Fokussierung. Wir setzen hier klare Schwerpunkte, das kann je nach Zielmarkt ganz unterschiedlich aussehen. In Deutschland bespielen wir vorrangig XING und YouTube, zum Beispiel mit Referenz-Stories. In den USA nutzen wir dafür vor allem LinkedIn und in China läuft nichts ohne WeChat.

Als Marketingleiter haben Sie eine Führungsposition und Verantwortung für Ihre Mitarbeiter. Im Zuge der digitalen Transformation fällt immer wieder das Stichwort „New Work 4.0“. Was verbinden Sie mit diesem Begriff und wie beurteilen Sie die neue Arbeits- und Führungskultur?

Kemnitzer: Das ist definitiv ein Thema auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Es ändert sich etwas an der Arbeitsweise insgesamt, unabhängig von der Branche. Obwohl man sich immer anschauen muss, welche Konzepte für welche Tätigkeitsfelder geeignet sind und ob sich dadurch nicht sogar die Arbeitsbelastung erhöht – Stichwort Erreichbarkeit rund um die Uhr. Wichtig sind Freiräume für eigene, manchmal auch unkonventionelle Ideen, woraus auch bei uns schon einige spannende Projekte entstanden sind. Und, wie vorhin schon beschrieben – wir arbeiten als Schnittstelle abteilungsübergreifend, wobei die jeweiligen Spezialisten für ihre Themen den Hut auf haben.

Was sind Ihrer Meinung nach die Trends im B2B-Marketing 2019? Und wie begegnen Sie diesen als Marketingleiter in Ihrem Unternehmen?

Kemnitzer: Unser Ziel ist es, die Customer Journey und alle darin enthaltenen Kontaktpunkte bestmöglich zu unterstützen. Dabei stößt man zwangsläufig auf viele Digitalisierungs-Themen – optimierte Kampagnensteuerung, digitales Lead-Management auf Messen, CRM bzw. 360 Grad-Sicht auf den Kunden, um nur einige zu nennen. Hier arbeiten wir gemeinsam mit unserer IT sehr intensiv an konkreten Projekten. Dauerbrenner sind die Themen Content Marketing und Suchmaschinenoptimierung – wie kann man mit relevanten Inhalten punkten und die Website weiter als Plattform für die Informationsvermittlung nutzen? Grundsätzlich bleiben Messen weiterhin ein sehr wichtiger Kontaktpunkt zu unseren Kunden. Hier nutzen wir die Chance, das Kundenerlebnis weiter zu verbessern, zum Beispiel mit Augmented Reality.

Zum Schluss ein kleiner Aufruf an den Nachwuchs. Warum sollten junge Leute den Weg in das B2B-Marketing einschlagen?

Kemnitzer: Fünf Argumente für B2B: Man beschäftigt sich täglich intensiv mit technologischen Innovationen. Man ist breit aufgestellt, jedoch immer mit einer gewissen Spezialisierung. Man hat täglich Kontakt zu Kollegen und Kunden in aller Welt. Und man arbeitet abteilungsübergreifend, immer den Kundennutzen im Blick. Insgesamt extrem spannend.