Geld sparen durch Aussteller-Förderprogramme

Der Messe-Neustart in Deutschland ist geglückt: Viele KMU hatten gute Erfolge auf den ersten Messen im Sommer 2021. Für die jetzt notwendigen weiteren Messebeteiligungen stehen neue und bewährte Förderprogramme zur Verfügung.

Hendrick Hochheim, AUMAHendrik Hochheim, AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft
Geschäftsbereichsleiter Messen Deutschland und Leiter des Instituts der deutschen Messewirtschaft im AUMA

Hendrik Hochheim ist Geschäftsbereichsleiter Messen Deutschland und Leiter des Instituts der deutschen Messewirtschaft im AUMA. Zum 1. Juli 2021 hat er außerdem die Geschäftsführung der Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM) übernommen. Bildquelle: AUMA

Kontakt: h.hochheim@auma.de

Nach monatelangem Messe-Lockdown haben die ersten Veranstaltungen wieder stattgefunden. Vor allem viele kleine und mittelständische Unternehmen sind froh, wieder den direkten Kontakt zu ihren Kunden aufnehmen zu können – aktuell vorrangig auf Regionalmessen. Und viele haben ausdrücklich die bestens funktionierenden Gesundheitskonzepte der Veranstalter gewürdigt.

 

Gemeinschaftsstand junge innovative Unternehmen - Made in Germany / Spielwarenmesse 2020

Gemeinschaftsstand junge innovative Unternehmen – Made in Germany / Spielwarenmesse 2020 © Spielwarenmesse eG / Alex Schelbert

 

Andere Aussteller zögern noch und fragen sich, ob Beteiligungen jetzt lohnen. Es gilt aber klar das Prinzip:  Wer wagt, gewinnt. Wer in den nächsten Monaten auf Messen setzt, hat früher als andere die Chance, auf Innovationen die lange vermisste direkte, ungefilterte Resonanz zu erhalten, denn auf Messen kann der Kunde prüfen und testen. Und wenn der Kunde sich von der Qualität überzeugt hat, entscheidet er einfach schneller. Denn gerade neue Kunden zu gewinnen, ist mithilfe digitaler Formate äußerst schwierig. Das haben viele Unternehmen in den letzten Monaten erfahren.

Messe-Ausfälle machten hohen Nutzen physischer Messen bewusst

Und wer auf Messen ausstellt, findet schneller fachlich und menschlich passende Kooperationspartner. Nicht zuletzt kann man dringend notwendige Geschäftsabschlüsse anbahnen, vielleicht nicht gleich so umfangreiche wie gewohnt, aber der Grundstein für größere Aufträge ist gelegt.

Ebenso großen Nutzen bieten Messen in der gegenwärtigen Situation Fachbesuchern. Denn sie können frühzeitig mit potenziellen neuen Lieferanten persönlich verhandeln, Technik- und Design-Innovationen früher als andere live erleben und auch Anregungen finden, wie man im Einzelhandel zögernde Verbraucher begeistern kann.

Allerdings stehen in vielen ausstellenden Unternehmen aller Größen die Kommunikationsetats auf dem Prüfstand – und das gilt vielfach für das gesamte Spektrum der Instrumente. Messen hatten bisher eine bemerkenswert starke und stabile Position im Marketingmix: Noch 2019 haben ausstellende Unternehmen fast die Hälfte ihrer B2B-Kommunikationstets in Messen investiert. Der durch Corona erzwungene nahezu 15-monatige Stillstand der Messewirtschaft hat hier zu einer veränderten Situation geführt. Denn trotz Messestillstand wurden in vielen Branchen relativ gute Geschäfte gemacht – zumindest kurzfristig. Das könnte zu dem Schluss verleiten, dass die Relevanz von Messen mittelfristig zurückgeht. Ein Trugschluss, denn mit bestehenden Kunden allein wird man nicht weit kommen, zumal vielleicht manche bisherigen Kunden um ihre Existenz kämpfen.

Gerade für die Gewinnung neuer Kunden haben Messen aber nach allgemeiner Auffassung eine zentrale Rolle. Denn physische Messen haben eine besonders hohe Überzeugungskraft – durch persönliche Ansprache potenzieller Kunden, durch die reale Präsentation realer Produkte, und nicht zuletzt ist der reale Messestand ein dreidimensionaler Imageträger für das gesamte Unternehmen. Und daraus erwächst Vertrauen für langfristige neue Geschäftsbeziehungen.

Neues Aussteller-Förderprogramm ab 1. Oktober 2021

Was also tun bei knapper Kommunikationskasse? Das Stichwort heißt: Kosten reduzieren durch öffentliche Mittel für Messebeteiligungen im In- und Ausland – und die stehen jetzt in größerem Umfang zur Verfügung als viele Firmen glauben. Ganz neu ist ein Aussteller-Förderprogramm für Beteiligungen an internationalen Messen in Deutschland ab Oktober 2021. Kleine und mittelständische Unternehmen können finanzielle Unterstützung erhalten für individuelle Beteiligungen an 19 Messen allein im 4. Quartal. Das Programm hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) in Zusammenarbeit mit dem AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft aufgesetzt. Es soll gezielt das Exportmarketing der Unternehmen hierzulande stärken und fördern und soll bis Ende 2022 laufen.

Das neue Programm fördert Einzelbeteiligungen von Ausstellern auf ausgewählten Messen. Teilnehmen können Unternehmen mit Sitz in Deutschland, die nach der EU-Definition zu den kleinen und mittleren Unternehmen gehören und damit weniger als 250 Mitarbeiter haben und höchstens 50 Mio. Euro Jahresumsatz erwirtschaften. Die Förderung umfasst einen Zuschuss zu den Kosten für Standmiete und Standbau von bis zu 12.500 Euro.

Wieder in Schwung kommt das Förderprogramm des BMWi für junge, innovative Unternehmen. Die Firmen dürfen höchstens zehn Jahre alt sein. Im Fokus stehen hier ebenfalls internationale Messen in Deutschland. Für das zweite Halbjahr 2021 sind 17 Gemeinschaftsstände geplant, die von den jeweiligen Messeveranstaltern organisiert werden.

Darüber hinaus bieten viele Wirtschafts- oder Technologieministerien der Bundesländer für Messen in Deutschland Unterstützung für ihre „Landeskinder“ auf Gemeinschaftsständen oder in Form von Einzelbeteiligungen. Hier geht es neben internationalen Veranstaltungen auch um Messen mit nationaler und regionaler Bedeutung.

Exportförderung steht im Vordergrund

Das größte bestehende Aussteller-Förderprogramm ist das Auslandsmesseprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Es hat das Ziel, Exporte deutscher Firmen in schwierige und weit entfernte Märkte zu unterstützen, von Russland bis Japan, von China bis Chile. Allein für den Rest des Jahres 2021 sind noch rund 120 Beteiligungen unter dem Label „Made in Germany“ geplant. Diese Stände sind nicht nur kostengünstiger als ein normaler Messestand auf der jeweiligen Messe, zusätzlich erhalten Unternehmen in diesen „German Pavilions“ technische und organisatorische Unterstützung, etwa wenn es um Zoll, Transport oder zusätzliches Personal geht.

Der Umfang der Unterstützung liegt im Durchschnitt bei etwa 60 bis 70 % der Kosten für Standmiete und Standbau. Für die Auswahl der Messen machen rund 50 exportorientierte Verbände der deutschen Wirtschaft mit Unterstützung ihrer Mitglieder Vorschläge.

Messebeteiligungen in der EU fördert das Auslandsmesseprogramm nur in Ausnahmefällen. Unternehmen, die dort ihren Hauptmarkt haben, können Förderprogramme desjenigen Bundeslandes in Anspruch nehmen, in dem sie ihren Sitz haben. Üblicherweise ist das jeweilige Landeswirtschaftsministerium dafür der Ansprechpartner.

Spezielle Programme auf Bundesebene gibt es für Unternehmen aus den Bereichen Ernährung und Landwirtschaft sowie Energiewirtschaft, die auf Auslandsmessen ausstellen wollen.

Fazit

Wer sich gut informiert, kann jetzt bei Messebeteiligungen eine Menge Geld sparen und so seinen Marketing-Etat entlasten. Bund und Länder unterstützen deutsche Unternehmen bei ihren Messebeteiligungen im In- und Ausland. Damit Sie und Ihr Unternehmen an diesen öffentlichen Förderprogrammen teilnehmen können, meistens im Rahmen von Gemeinschaftsständen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden.

 


Mehr zum Thema

Hier gibt der AUMA Ihnen einen Überblick über die unterschiedlichen Förderungen für Messen in Deutschland und für Messen im Ausland:

www.auma.de/de/ausstellen/foerderungen

Weitere Informationen zum Thema „Messen und Events im B2B“ finden Sie außerdem auf der ausführlichen bvik-Landingpage „Live-Kommunikation“.