Die deutsche Messewirtschaft wird klimaneutral

Die deutsche Messewirtschaft wird bis 2040 klimaneutral. Spätestens 2025 versorgen sich die deutschen Messen mit 100 Prozent Ökostrom. Schon ab dem kommenden Jahr macht die deutsche Messewirtschaft Nachhaltigkeit zur Anforderung in Ausschreibungen mit ihren Branchenpartnern. Diese drei und sechs weitere Ziele haben sich die 69 im Dachverband der deutschen Messewirtschaft AUMA organisierten Veranstalter, Verbände und Gastgeber von Messen in Deutschland auf ihrer jüngsten Jahrestagung in Berlin gegeben. Die Branchenpositionierung besteht aus neun Bausteinen von A wie Abfall bis W wie Wasser. Sie sind der Start für einen gemeinsamen Prozess, der stetig weiterentwickelt wird.

Barbara Lüder,  AUMA

Expertin für Nachhaltigkeit im Verband der deutschen Messewirtschaft

Barbara-Maria Lüder ist gelernte Hotelfachfrau und studierte Juristin. Die gebürtige Uelzenerin arbeitet seit 2006 im Verband der deutschen Messewirtschaft – AUMA in Berlin. Sie ist dort zuständig für die Bereiche Recht, Steuern, Technik und Nachhaltigkeit.

Bildquelle: Steffen Kugler

 

Klimaneutral bis 2040: Ehrgeizige Ziele der Messewirtschaft

Die Messewirtschaft in Deutschland besteht aus vielen Akteuren, die Einfluss auf unterschiedliche Bereiche haben: Geländebetreiber, Messeveranstalter, Aussteller, Besucher und Servicepartner. Sie alle, wir alle, werden gemeinsam verantwortungsvoll daran arbeiten, unsere selbstgesteckten Ziele zu erreichen und sie im Einklang mit den gesellschaftlichen, politischen und branchenübergreifenden Vorgaben beständig zu verbessern und zu erweitern. In regelmäßigen Abständen werden wir das Erreichte monitoren und darüber berichten.

Die rund 70 Messeplätze hierzulande starten dabei nicht bei Null. Viele Unternehmen haben sich bereits eigene Nachhaltigkeitsziele gesteckt und Handlungsfelder bestimmt. Diverse Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind länger schon etabliert: Etliche Unternehmen beziehen bereits 100 Prozent Ökostrom. Photovoltaik-Anlagen oder eigene Blockheizkraftwerke finden sich an mehreren Messeplätzen. Die meisten Unternehmen sind schon auf LED-Beleuchtung umgestiegen oder nutzen Steuersysteme, um Strom zu sparen. Erste Standorte haben Energiemanagementsysteme im Einsatz. Immer mehr Mitglieder haben außerdem Bio-Catering im Portfolio, arbeiten mit Mehrweggeschirr, nutzen Öko-Reinigungsprodukte, drucken immer weniger oder setzen auf Recycling-Papier.

 

Investitionen: Über 450 Millionen Euro für Modernisierung bis 2025 geplant

Auch in den zurückliegenden – für unsere Branche sehr schmerzhaften – zwei messelosen Jahren investierten die Messegesellschaften rund 150 Millionen Euro, unter anderem in die Modernisierung der Hallenbeleuchtung und den Ausbau der E-Mobilität. Über 450 Millionen Euro wollen allein die deutschen Messegesellschaften in den kommenden drei Jahren in Sanierung und Modernisierung investieren. Erwartbar sind weitere Investitionen von Ausstellern, Standbauern und Dienstleistungspartnern.

Nicht nur ökologische auch soziale Themen werden besetzt. Die Messegesellschaften bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Vielfalt von Vorsorgeuntersuchungen, Präventionsprogrammen, Sportangeboten oder Betriebssportgruppen an. Sie engagieren sich in ihrer direkten Nachbarschaft, beispielsweise bei den örtlichen Vereinen, der Tafel e.V., durch Spenden an Organisationen für benachteiligte Kinder und Jugendliche, Sach- und Zeitspenden an gemeinnützige Vereinigungen oder durch Wohltätigkeitsaktionen im Sportbereich.

 

Das schaffen wir nur gemeinsam: Messeveranstalter, ausstellende Unternehmen, Besucher:innen und Servicepartner

Oberstes Ziel ist das Erreichen der Klimaneutralität bis 2040. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Erforderlich ist, dass dafür alle Bereiche des Systems Messe eng zusammenarbeiten. Nachhaltigkeit in der Messewirtschaft muss ganzheitlich gedacht und umgesetzt werden. Geländebetreiber, Messeveranstalter, Aussteller, Besucher und die Servicepartner müssen ihren Teil zum Erreichen beitragen. Dementsprechend wird ab 2023 Nachhaltigkeit nun zur Anforderung in den Beschaffungsprozessen mit den Branchenpartnern gemacht. Herausragende Kreativität und optimale Darstellung der ausstellenden Unternehmen auf Messen sind Markenzeichen des Messebaus in Deutschland. Diesen nachhaltiger umzusetzen, ist ein weiteres Ziel. Die Messewirtschaft wird ein Anreizsystem für Aussteller zur Entscheidung für nachhaltige, mehrfach verwendbare Messestände schaffen.

Mobilität ist eine wichtige Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft. Wir müssen Strategien und Konzepte entwickeln, um unsere Mobilitätsbedürfnisse möglichst umweltverträglich zu gestalten. Wir arbeiten unter anderem kontinuierlich daran, die Lenkung und Bündelung des messenahen Logistik-Verkehrs zu verbessern, um Emissionen zu verringern. Ein weiteres Ziel ist es, unsere standortgebundenen Logistikfuhrparks zu dekarbonisieren.

Ein entscheidender CO2-Faktor sind die An- und Abreisen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen von und zu Messen. Wir schaffen gemeinsam mit den öffentlichen Verkehrsunternehmen Angebote für eine emissionsarme bis emissionsneutrale An- und Abreise zu unseren Veranstaltungen. Außerdem werden wir die Ladeinfrastruktur für Elektromobilität an unseren Messeplätzen weiter ausbauen.

Weitere Bausteine müssen bewegt werden, um das klimaneutrale Haus zu bauen. Zum Beispiel die Umstellung auf die ausschließliche Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien.

Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht. Dementsprechend verpflichtet sich die deutsche Messewirtschaft mit der Branchenpositionierung dazu, konsequent an der Reduzierung des Abfallaufkommens zu arbeiten. Die Abfallvermeidung und der verantwortungsbewusste Umgang mit Ressourcen sind elementare Ziele für die gesamte Branche.

Maßnahmen zum Wassersparen und zur weiteren Begrünung der Messegelände sowie ein vergrößertes Angebot an regionalen, saisonalen und biologisch hergestellten Cateringprodukten und die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung bei der Durchführung von Messen ergänzen das Maßnahmenpaket.

 

Kein Schlusspunkt: Branchenposition wird beständig weiterentwickelt

Die Branchenpositionierung wird in einem kontinuierlichen Anpassungsprozess beständig weiterentwickelt werden. Es wird keinen Schlusspunkt geben, denn Nachhaltigkeit ist ein fortlaufender Weg.

 

Mehr zum Thema

Können Sie es nun kaum noch erwarten, sich intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit für Ihre Messebeteiligung zu befassen? Fragen sich aber, wie Sie das Gelesene am besten umsetzen? Dann empfehle ich Ihnen die AUMA-Publikation „Erfolgreiche Messebeteiligung“ – 10 Schritte zum Messe-Erfolg! Hier gibt es Tipps in Kapitel 6: „Nachhaltiger Messeauftritt“.

…und natürlich unsere Branchenpositionierung