Transformation Leadership – Zukunftslust fördern l TIK 2025
Wie bereiten wir uns als Unternehmen auf die Zukünfte vor? Apple verkauft mehr Uhren als die Schweiz. ChatGPT unterhält sich mit Claude und Tech-Unternehmer werden zur neuen First Lady der USA. Prof. Dr. Maximilian Lude teilt beim diesjährigen TAG DER INDUSTRIEKOMMUNIKATION seine Gedanken zu unserer Zukunft und gibt im Interview bereits Einblicke und Empfehlungen zu Transformationsprozessen!
bvik: Sie unterstützen Organisationen dabei, Transformationen zu meistern. Welche Faktoren sind wichtig für den Erfolg?
Maximilian Lude: Jede Transformation ist im Kern eine kulturelle Transformation. Entscheidend für den Erfolg ist daher eine Unternehmenskultur, die positiv mit Veränderungen umgeht. Die den Mitarbeitenden hilft, ihre Ängste zu überwinden, die sie mitnimmt auf die Reise und nötige Kompetenzen vermittelt. Dazu gehört auch Critical Thinking, eine Kompetenz, die vor allem in Bezug auf die Verwendung von KI wichtig ist: Je mehr Unterstützung KI leisten kann, umso wichtiger ist es, dass wir lernen, Fragen richtig zu stellen und den Output kritisch zu bewerten. Die wichtigste Veränderungskompetenz aber ist aus meiner Sicht unternehmerisches Denken: Mitarbeitende müssen zu Intrapreneuren werden.
Was bedeutet es, unternehmerisch zu denken? Wie kann man das fördern?
Unternehmerisches Denken heißt, Risiken und Chancen zu erkennen, nah dran zu sein am Kunden und den Status Quo immer wieder zu hinterfragen. Manche Menschen bringen das dafür nötige Mindset schon mit, aber unternehmerisches Denken ist nicht angeboren, man kann es erlernen. Entscheidend ist, dass die Führungsebene das passende Umfeld dafür schafft: Sie muss Mitarbeitende bei Innovationsaktivitäten einbinden und sich eher als Coach denn als Führungskraft verstehen. „Transformation Leadership“ ist gefragt: ein Führungsstil, der Eigenverantwortung fördert und Mitarbeitenden den Raum gibt, selbst kreativ zu sein und Lösungen zu finden. Wichtig dabei: als Vorbild vorangehen, um andere zu inspirieren. Man kann Intrapreneurship aber auch durch Incentives fördern: Einer unserer Kunden hat zum Beispiel eine eigene Währung eingeführt und belohnt damit Ideen und Fragen der Mitarbeitenden. Das passt aber sicher nicht zu jedem Unternehmen.
Viele Menschen sind heute überfordert angesichts der Vielzahl an Krisen. Wie kann man die Lust auf Veränderung dennoch wecken?
Wir erleben tatsächlich eine Krisenübersättigung, die bei manchen zu regelrechten Krisendepressionen führt. Besonders fatal: Die einzelne Krise verliert dadurch an Relevanz, sie wird nicht mehr ernst genommen. Natürlich können Unternehmen nicht alle Herausforderungen gleichzeitig bearbeiten. Es gilt, mit Bedacht auszuwählen, was wirklich relevant ist, dann aber auch entschlossen anzupacken. Lust weckt man dabei am ehesten, indem man selbst Vorbild ist: Die Werte leben und Probleme angehen – statt den Kopf in den zu Sand stecken oder nach Schuldigen zu suchen. Etwas mehr von dieser Einstellung würde übrigens der Gesellschaft generell guttun…
Was ist für Unternehmen noch wichtig, um zukunftsfähig zu bleiben?
Man sollte sich nie auf bisherigen Erfolgen und Kompetenzen ausruhen. Sie sind zwar eine gute Grundlage, aber kein Garant für Zukunftsfähigkeit. Das Beispiel Volkswagen zeigt das sehr schön: Zu lange hat sich der Autobauer auf seine Stärke und die vermeintlichen Produktqualitäten verlassen, neue Konkurrenten und veränderte Kundenerwartungen wurden nicht wahrgenommen. Solche Fehler kann man vermeiden, wenn man „Ambidextrie“ lebt. Das bedeutet Beidhändigkeit und meint: das Kerngeschäft weiterentwickeln, aber gleichzeitig systematisch nach neuen Geschäftsfeldern suchen. Entscheidend ist dabei die Bereitschaft, von anderen zu lernen: Statt neuen Playern im Markt mit Ignoranz oder Ablehnung zu begegnen, sollte man mit ihnen kollaborieren.
Welche Rolle spielen Marketing und Kommunikation in Transformationsprozessen? Wie können sie unterstützen?
Marketing und Innovation sind eng miteinander verknüpft: Beide haben Kundenzentrierung als ihren Kern. Insofern spielt das Marketing – verstanden als kundenorientierte Unternehmensführung – eine zentrale Rolle bei Innovationsprozessen. Kommunikation ist bei Transformationen ein wichtiger Erfolgsfaktor: Veränderungen scheitern oft an mangelnder Kommunikation, und zwar an zu geringer Frequenz. Es reicht nicht aus, wenn der Geschäftsführer einmal im halben Jahr seine Botschaft verbreitet. Zu viele Botschaften prasseln täglich auf die Menschen ein. Um die Belegschaft mitzunehmen, ist es wichtig dranzubleiben und dabei verschiedenste Kanäle und Formate zu nutzen, auch kurzweilige Videos, die der heutigen Mediennutzung entsprechen. Aus meiner Sicht ist Kommunikation das Zünglein an der Waage für gelungene Transformationen.
TAG DER INDUSTRIEKOMMUNIKATION 2025
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Zukunftslust entfesseln – Trendpaper 2025
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