Digitale Transformation im Eventbusiness l Best Case Siemens
Künstliche Intelligenz spielt eine immer größere Rolle im B2B-Marketing, im Event-Bereich sind aber noch viele Chancen offen. Siemens hat auf der Hannover Messe KI-gestütztes Besuchertracking und generative KI-Tools eingesetzt, um den Messeauftritt zu optimieren und damit ein maßgebliches Best-Practice-Beispiel geschaffen.
Stephen Rose erklärt, welche Erkenntnisse daraus gewonnen wurden, welche Erfolgsfaktoren beim KI-Einsatz entscheidend sind und wie Unternehmen den Einstieg in KI erfolgreich gestalten können.
bvik: Sie haben auf der Messe ein KI-gestütztes Besuchertracking eingesetzt. Was war der Antrieb? Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?
Stephen Rose: Bei Siemens schauen wir uns kontinuierlich an, wie wir mit Technologien Märkte gestalten und wettbewerbsfähig bleiben können. Das gilt natürlich auch fürs Event-Marketing. Zur Hannover Messe kommen jedes Jahr mehrere 1000 Besucherinnen und Besucher gleichzeitig an unseren Stand, da ist es wichtig zu wissen, welche Produkte besonders interessieren, welche Medien ankommen, wie sich die Menschen über den Stand bewegen, wann Kapazitätsgrenzen erreicht werden. KI hilft uns, das herauszufinden und die Erkenntnisse zu nutzen. So können wir unsere Auftritte kontinuierlich optimieren. Dazu zählt z. B. die Ressourcenplanung, wesentlich bedeutender ist aber, dass der Erlebniswert für die Besucherinnen und Besucher gesteigert wird.
Neben analytischer KI nutzen Sie auch generative KI im Event-Bereich. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Es gibt unendlich viele Anwendungen in diesem Bereich. Uns war es wichtig, ein einheitliches Tool zu nutzen, das möglichst viel Unterstützungsleistungen bietet und das auch die Konzernanforderungen an die Sicherheit erfüllt. Texte und Dateien, die Mitarbeitende eingeben, sollen im Unternehmen bleiben und nicht zum Training der KI-Modelle verwendet werden. Dafür haben wir ein Team aufgesetzt, das das Tool „Spark“ anpasst und mit unseren Siemens-Daten trainiert. Wir setzen das Tool ein, um zum Beispiel Vorträge von Events in Echtzeit zusammenzufassen oder Umfrageergebnisse auszuwerten.
Was sind die Erfolgsfaktoren für den Einsatz von KI im Marketing?
Egal, in welchem Bereich KI eingesetzt werden soll, entscheidend ist, dass man die Menschen mitnimmt auf die Reise. Die Mitarbeitenden müssen die nötigen Kompetenzen erlernen und mit der Technologie umgehen können. Intensive Schulungen und ein intelligentes Wissensmanagement sind aus meiner Sicht die wichtigsten Erfolgsfaktoren. Es geht letztlich darum, dass künstliche Intelligenz und natürliche Intelligenz optimal zusammenspielen, um die jeweiligen Stärken bestmöglich zu nutzen.
Können Sie das näher erklären?
KI ist sehr gut darin, Daten zu analysieren und Muster zu erkennen. Sie verbessert die Entscheidungsfindung. Und sie hilft dabei, Prozesse zu optimieren, so dass Aufgaben schneller erledigt werden. Allerdings stößt KI an Grenzen, wenn es um Emotionen und Beratung geht. Das ist die Domäne der Menschen, der natürlichen Intelligenz. Eine sinnvolle Kombination von künstlicher und natürlicher Intelligenz muss daher das Ziel sein. Dann heben wir nicht nur Effizienzvorteile, sondern schaffen auch neue Formen der Wertschöpfung. Genau das ist das Ziel, das wir mit dem Besuchertracking auf der Messe verfolgen: Die Potenziale von KI nutzen, um das menschliche Erlebnis zu verbessern. Auch bei Spark ist natürliche Intelligenz wichtig: Am Ende steht immer ein Qualitätscheck durch einen Menschen, der die Summaries fachlich noch einmal prüft.
Internes Wissensmanagement spielt bei KI-Einführungen eine wichtige Rolle. Wie geht Siemens damit um?
KI ist schon jetzt aus sehr vielen Lebensbereichen kaum noch wegzudenken. Am Thema kommt man also nicht vorbei. Daher macht es absolut Sinn, sich insbesondere im jeweiligen Berufsumfeld intensiv und frühzeitig damit zu befassen. Wir unterstützen unsere Teams durch verschiedene Aktivitäten dabei, wie z. B. durch individuelle Lernangebote im Siemens Intranet, die das jeweilige Wissens-Niveau teilnehmender Personen zur KI berücksichtigen. Dort kann man auch eine Prompt-Bibliothek zur Verfügung stellen, die für Mitarbeitende gerade am Anfang hilfreich ist, um die Tools richtig einzusetzen. Neben den digitalen Schulungen braucht es aber gleichzeitig auch Angebote für den persönlichen Austausch, wo man Fragen stellen und voneinander lernen kann. Bei Siemens haben wir als offenes Forum ein monatliches AI-Standup eingeführt, außerdem gibt es eine wöchentliche Plattform, um zum Beispiel Cases zu diskutieren, und eine interne Hotline, wo Experten Fragen von Mitarbeitenden beantworten. Das organisierte und institutionalisierte Teilen von Wissen im Unternehmen ist nach meiner Ansicht eine wichtige Schlüsselkompetenz für die Zukunftsfähigkeit.
Welche Empfehlungen können Sie Unternehmen für den KI-Einstieg geben?
Man sollte nicht für bestehende Tools nach passenden Cases im Unternehmen suchen, wie es leider oft passiert, sondern sich die Handlungsfelder ansehen, um diese mit KI effektiver und effizienter zu bearbeiten. Wichtig ist auch, sich bei der KI-Nutzung im Event-Bereich auf Projekte zu konzentrieren, die Mehrwerte für Kund*innen liefern. Ein reiner Fokus auf Effizienz wäre fatal, wenn sich dabei keine Möglichkeit bietet, sich von Marktbegleitern zu differenzieren. Hat man sich dazu entschieden, ein Projekt weiterzuverfolgen, dann sollte man dafür genug Ressourcen zur Verfügung stellen, um auch die finale Umsetzung erfolgreich zu gestalten. Und schließlich ganz wichtig: Intern die Transformation begleiten, den Menschen Ängste nehmen und Räume schaffen, in denen sie sich entwickeln können.
Sie haben 2024 viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Wie nutzen Sie das für die Hannover Messe 2025?
Wie jedes Jahr werden wir als Tech Company auch zur Hannover Messe 2025 wieder Spitzentechnologie präsentieren, darunter Themen wie z. B. zum Industrial Metaverse oder auch Industrial AI und viele mehr. Mit spannenden Usecases werden wir demonstrieren, wie solche Technologien dabei helfen, Nachhaltigkeit und Effizienz sowohl in der Produktentwicklung, als auch in der Produktion entscheidend zu verbessern und dabei das volle Potential der Digitalisierung zu heben. Auch in der Planung und Durchführung unseres Messeauftritts werden wir dabei auf inzwischen bereits bewährte KI-Systeme zurückgreifen, aber auch neue Dinge ausprobieren. Denn permanent zu innovieren und uns immer wieder aufs Neue zu erfinden, ist uns bei Siemens ins Stammbuch geschrieben.
Zukunftslust entfesseln – Trendpaper 2025
Lesen Sie mehr zu den Zukunftstrends von Stephen Rose und Branchenkolleg*innen in unserem Trendpaper 2025!
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Auch 2025 ist der bvik mit Messerundgängen und einem Networking-Event vor Ort. Erleben Sie die Innovationen der Industrie-Messestände live:
02.04.2025 bvik-Messerundgang (1) HANNOVER MESSE 2025
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