Barrierefreies Webdesign: Häufige Stolperfallen und einfache Tests
Barrierefreies Webdesign ermöglicht den Kunden und Kundinnen eine höhere Nutzerfreundlichkeit und somit einen besseren Zugang zu Informationen. In der Praxis gibt es jedoch viele Stolpersteine, die die digitale Zugänglichkeit erschweren.
In diesem Beitrag zeigen wir häufige Fehler, einfache Tests zur Selbstüberprüfung und praktische Maßnahmen, um Barrieren zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Warum Barrierefreiheit mehr als eine gesetzliche Pflicht ist
Barrierefreiheit im Web wird oft als komplexe Herausforderung wahrgenommen – dabei profitieren nicht nur Menschen mit Einschränkungen davon, sondern alle Nutzerinnen und Nutzer. Eine gut zugängliche Website sorgt für eine bessere Benutzerfreundlichkeit, verbessert das SEO-Ranking und erhöht die Reichweite. Dennoch gibt es viele Stolperfallen, die selbst gut gemeinte digitale Angebote unzugänglich machen.
Häufige Fehler im barrierefreien Webdesign
Fehlende Alternativtexte für Bilder
Eine der größten Herausforderungen im barrierefreien Webdesign sind fehlende oder unzureichende Alternativtexte für Bilder. Menschen, die Screenreader nutzen, können ohne Alt-Texte keine Informationen aus Bildern erhalten. Besonders problematisch sind nichtssagende Bezeichnungen wie „Bild123.jpg“. Stattdessen sollten Alt-Texte so formuliert sein, dass sie das Bild prägnant und verständlich beschreiben. Dekorative Bilder hingegen sollten als „leer“ markiert werden, um unnötige Ablenkung zu vermeiden.
Mangelnder Farbkontrast
Auch die Farbgestaltung spielt eine zentrale Rolle. Ein geringer Kontrast zwischen Text und Hintergrund kann für Menschen mit Sehschwächen oder Farbenblindheit eine erhebliche Barriere darstellen. Hier empfiehlt es sich, ein Mindestkontrastverhältnis von 4,5:1 einzuhalten. Kostenlose Tools wie der Contrast Checker helfen dabei, problematische Farbkombinationen zu identifizieren und anzupassen.
Unstrukturierte Überschriftenhierarchie
Ein weiteres häufiges Problem ist eine unstrukturierte Überschriftenhierarchie. Oftmals werden optisch hervorgehobene Texte fälschlicherweise als Überschriften genutzt, obwohl sie technisch keine sind. Eine klare und logische Struktur – von bis – verbessert nicht nur die Lesbarkeit, sondern erleichtert auch die Navigation für Screenreader-Nutzerinnen und -Nutzer.
Fehlende Tastatur-Navigation
Zusätzlich müssen Websites auch ohne Maus vollständig bedienbar sein. Viele interaktive Elemente lassen sich nur durch Klicken erreichen, was für Menschen mit motorischen Einschränkungen eine erhebliche Hürde darstellt. Um dies zu vermeiden, sollten alle Funktionen einer Website auch per Tastatursteuerung – also mit der Tabulator- und Enter-Taste – zugänglich sein.
Problematische Animationen und bewegte Inhalte
Ein weiterer kritischer Punkt sind automatische Animationen und bewegte Inhalte. Blinke- oder Wechselbanner können für Menschen mit Epilepsie oder Konzentrationsstörungen problematisch sein. Daher sollte Bewegung nach spätestens fünf Sekunden stoppen oder eine Pausenfunktion angeboten werden.
Unklare Fehlermeldungen
Nicht zuletzt sorgen unklare Fehlermeldungen in Formularen für Verwirrung. Allgemeine Hinweise wie „Fehler“ helfen den Nutzerinnen und Nutzern nicht weiter. Stattdessen sollten konkrete Anweisungen gegeben werden, etwa „Bitte eine gültige E-Mail-Adresse eingeben“.
Fehlende Untertitel bei Videos
Auch Videos stellen ohne Untertitel eine Barriere dar. Menschen mit Hörbeeinträchtigungen oder Personen, die sich in lauten Umgebungen befinden, können Inhalte dann nicht erfassen. Die Bereitstellung von Untertiteln oder Transkripten ist daher ein essenzieller Schritt zur Verbesserung der Zugänglichkeit.
Einfache Accessibility-Tests für barrierefreies Webdesign
Um eine Website auf Barrierefreiheit zu überprüfen, helfen einfache Tests.
Tastatur-Test: Ist die Seite ohne Maus bedienbar?
Eine grundlegende Methode ist der Tastatur-Test: Wenn alle interaktiven Elemente ausschließlich mit der Tab-Taste erreichbar sind und die Seite sich problemlos ohne Maus bedienen lässt, ist ein wichtiger Schritt getan.
Kontrast-Check: Sind Texte gut lesbar?
Auch die Farbgestaltung kann mit einem Kontrast-Check überprüft werden. Mithilfe von Tools wie dem Contrast Checker lässt sich feststellen, ob Texte und Buttons gut lesbar sind.
Screenreader-Test: Werden Inhalte verständlich vorgelesen?
Zusätzlich kann ein Screenreader-Test Aufschluss darüber geben, ob Inhalte verständlich vorgelesen werden. Programme wie NVDA oder VoiceOver helfen dabei, die Barrierefreiheit in der Praxis zu testen.
Zoom-Test: Funktioniert die Seite bei 200 % Vergrößerung?
Wird die Webseite auf 200 % vergrößert, sollten alle Inhalte weiterhin nutzbar und klar strukturiert sein. Auch bei Videos lohnt sich eine Überprüfung: Sind Untertitel oder Transkripte vorhanden, können auch Menschen mit Hörbeeinträchtigungen die Inhalte problemlos erfassen.
Fazit: Barrierefreiheit als Standard denken
Barrierefreiheit als Teil der Usability verstehen
Barrierefreies Webdesign ist kein zusätzlicher Aufwand, sondern ein essenzieller Bestandteil einer nutzerfreundlichen Website. Unternehmen, die frühzeitig optimieren, profitieren nicht nur von einer verbesserten Benutzerfreundlichkeit, sondern auch von einer höheren Reichweite und rechtlicher Sicherheit.
Frühzeitige Umsetzung zahlt sich aus
Die Berücksichtigung von Barrierefreiheit sollte daher bereits in der Design- und Entwicklungsphase erfolgen. Regelmäßige Tests helfen dabei, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Wer Barrierefreiheit von Beginn an in die digitale Strategie integriert, spart langfristig Zeit und Kosten.
Weiterführende Inhalte
Kompakte Tipps zur digitalen Barrierefreiheit finden Sie außerdem in unserer downloadbaren Checkliste!